Mittwoch, 20. Juli 2011

Harmonie

Kürzlich hörte ich auf der Straße eine Frau zu ihrem Begleiter sagen: „Du lebst in Deiner Welt und ich in meiner.“ Er hätte natürlich antworten können: „Dann besuch mich doch mal in meiner“, doch stattdessen schwieg er betroffen.

Die kleine Episode machte mich nachdenklich. Wie ist es möglich, in verschiedenen Welten zu leben, obwohl es doch nur eine Welt gibt? Das ist ja wie bei den Religionen, wo jede an ihren eigenen Gott glaubt, obwohl auch nur Einer existiert.

Wenn wir sagen, dass jeder von uns in seiner eigenen Welt lebt, dann meinen wir damit, dass jeder in seiner eigenen Vorstellungswelt lebt. Dort sieht er die Dinge dann so, wie sie ihm erscheinen und nicht so, wie sie wirklich sind.

„Angeklagter“ sprach der Richter, „Sie bekennen sich doch offen zur Homosexualität; wieso haben Sie dann diese Nonne vergewaltigt?“ „Entschuldigung Herr Richter, aber von hinten sah sie aus wie Zorro!“

Entspannung besteht darin, aufzuhören, immer alles verändern zu wollen. Der amerikanische Theologe Reinhold Niebuhr hat hierzu einen schönen Sinnspruch verfasst:

"Gott gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit eines vom anderen zu unterscheiden."

Was der gute Mann allerdings nicht bedacht hat, ist, dass Gott uns die Weisheit bereits in die Wiege gelegt hat. Leider machen wir keinen Gebrauch davon, lieber bitten wir darum. Auf diese Weise aber können wir nie zu Weisheit und Harmonie finden.

Der griechische Philosoph Heraklit, der im 5. Jahrhundert v.Chr. geboren wurde, bezeichnete das wahre Selbst als eine tief im Menschen verborgene Harmonie. Er unterschied zwischen erwachten und schlafenden Menschen. Der erwachte Mensch hat die ewige Wahrheit in sich erkannt. Der schlafende Mensch dagegen müht sich lebenslänglich ab, sie in seiner Vorstellungswelt zu finden.

Diese Harmonie wirkt überall im Kosmos. Alle Gestirne gehorchen diesem übergeordneten Prinzip. Auch die Natur auf unserer Erde folgt einer Ordnung, die fruchtbar ist und alles mit allem versorgt. Wer mit sich selbst in Einklang kommen will, braucht nicht viel zu tun, denn diese höhere Ordnung ist bereits in ihm enthalten. Er muss nur aufhören auf seinen Kopf zu hören, denn dieser folgt den gesellschaftlichen Vorstellungen. Er kann die Wirklichkeit daher immer nur fragmentarisch sehen. Dadurch erklärt sich die innere Zerrissenheit des Menschen. Entspannen wir uns und hören wir auf, die Dinge immer zu bewerten und beurteilen. Dann werden wir vielleicht auf die Harmonie aufmerksam, die geduldig in uns wartet.

1 Kommentar:

  1. Lieber Monas!

    Dein Text, Deine Vergleich, das Witzchen - die ganze hormonell harmonische, heilende Huldigung an das Höhere in uns, was wir ersehnen und mit jedem Satz verraten, es gerade nicht zu haben, dieser Dein Text, Deine Vergleiche, Dein Witzchen all das legt sich wie Öl auf die aufgewühlten Wogen meines unruhigen Geistes und... es wird ruhiger, hormonell, harmonisch, heiliger, huldvoller Dir dankend zugewandt... aber ACH! Aus dem Ölfilm Deiner Sätze über dem sich besänftigenden wogenden Meer meiner Gedanken und Wörter steigt etwas auf, was eben nur stinkt, wie Öl stinken kann! Oblgeich vom Ölteppich Deines Beitrags beruhigt, wenden sich erneut meine widrige Wörter an Dich, Hoher Harmonischer Heiliger, und fängt an zu schimpfen: "Geistiger Umweltverschmutzer!"

    :-)

    AntwortenLöschen