Freitag, 26. August 2011

Der Sinn des Lebens

Ich habe derzeit Gelegenheit, Schlaganfallpatienten zu beobachten. Das kommt, weil meine Schwiegermutter nach einem Schlaganfall in die Krankenstation einer Reha-Klinik eingeliefert wurde. Bei meinen häufigen Besuchen wird mir vor Augen geführt, wie zerbrechlich die Träume der Menschen sind.

Ein Patient fiel mir besonders auf. Er sieht aus wie Richard Burton und noch immer ist seine Kraft zu spüren, mit der er vielleicht ein Unternehmen gelenkt haben mag. Nun sitzt er hilflos im Rollstuhl und kann nicht einmal mehr ohne Hilfe essen. Aus seinem widerwilligen Verhalten kann ich entnehmen, dass er (noch) nicht akzeptiert hat, was ihm da widerfahren ist.

Im Allgemeinen denken wir nicht über den Sinn des Daseins nach. Wir leben unser Leben und versuchen das Beste daraus zu machen. Hin und wieder kann ein Mensch seine Ziele verwirklichen, glücklich wird er jedoch nicht. Die Frage nach dem Sinn des Ganzen kommt bei den meisten Menschen vielleicht erst auf, wenn sie durch Schicksalsschläge, Enttäuschungen oder Krankheiten in existenzielle Krisen geraten.

Philosophen und Theologien haben die Frage nach dem Sinn des Lebens unterschiedlich beantwortet. Für die Philosophie der Antike z.B. bestand der Sinn des Lebens darin, Glückseligkeit zu erlangen. Wie diese zu erreichen war, da widersprachen sich die verschiedenen Schulen.

Ich möchte an dieser Stelle den jüdischen Sozialphilosophen Günther Anders (1902-1992) zitieren, der geschrieben hatte: „Warum setzen Sie eigentlich voraus, dass ein Leben, außer da zu sein, auch noch etwas haben müsste oder auch nur haben könnte – eben das, was Sie Sinn nennen?“

Im Allgemeinen sucht der Mensch den Sinn in Lebens in Umständen, die ihm Erfolg, Wohlstand, Gesundheit, eine gute Beziehung usw. bescheren. Jedoch ist das Leben nicht statisch. Was ihn heute glücklich macht, kann morgen schon zerstört sein. Die meisten Träume bleiben unerfüllt und die Leute sterben mit ihrer Sehnsucht nach Zufriedenheit und Glück.

Osho sagte einmal: "Don´t push the river, flow with it". Damit wollte er sagen, lass alles zu ... das Glück liegt nicht in Deinen Händen. Anders als Günther Anders sehe ich einen Sinn des Lebens. Er besteht für mich darin, unter allen Lebensumständen zufrieden zu sein. Mein inneres Glück wird überhaupt nicht von irgendwelchen Lebensumständen berührt. Wenn ich arm bin, bin ich arm und wenn ich krank bin, bin ich krank. Ich liebe diesen Satz: "Es ist, wie es ist".



Mittwoch, 10. August 2011

Börsenkurse

Die Börsen crashen und ich frage mich, ob es jetzt zum Zusammenbruch kommt? Als der DAX begann, im Jahr 2000 abzustürzen und sich alle besorgt fragten, wie lange der Schrecken anhalten würde, da gab es ein paar Fachleute, die vorausschauend antworteten: „Die Kurse bleiben 2 bis 3 Jahre unten, dann kommt es zu einem Zwischenhoch und danach wird endgültig alles zusammenbrechen.“

Wie ich bereits am 15.03.11 in meinem Post „Paradigmenwechsel“ beschrieben habe, hat sich der unerschütterliche Glaube, dass uns das Geld ein schönes Leben beschert, niemals bewahrheitet. Nichtsdestotrotz hat sich der Mensch immer an diese Illusion geklammert. Der Konservative Meinhard Miegel hat nun ein Buch geschrieben, das sich lt. Zeit-Online in einem Satz zusammenfassen lässt: „Hört endlich auf, immer nur an Geld zu denken!“

Nicht dass mich hier irgendjemand missversteht: ich bin nicht gegen Geld. Ich halte es mit Osho, dem die Leute, die das Geld verachten, ein Dorn im Auge war. Er hat immer darauf bestanden hat, dass es nichts Schöneres gibt, als ein reiches Leben. Er hat stets den Reichtum der Natur gepriesen und damit klar gemacht, dass der Mensch danach trachten solle, es der Natur gleich zu tun.

Das Problem ist also nicht das Geld, sondern der Egoismus. Es ist der Egoismus, der die Schere zwischen arm und reich erschafft. Es ist der Egoismus, der für Hunger, Armut und Neid verantwortlich ist. Wenn man sich die Bedeutung von Egoismus, also Selbstsucht und Eigennutz, vor Augen hält, dann wird klar, warum es uns trotz unseres Geldes nicht gut geht und auch nicht gut gehen kann.

Eine merkwürdige Rolle spielen diesbezüglich die Religionen. Millionen und Abermillionen von Menschen strömen ständig in ihre Kirchen, Moscheen und Synagogen. Dort bitten sie Gott um Vergebung, Gesundheit und Wohlergehen. Dann gehen sie nach Hause und denken gar nicht daran, ihren Lebensstil zu verändern.

Der Pfarrer zu dem jungen Mädchen nach der Beichte: „Du hast eine große Sünde begangen, als Du Deine Unschuld für zwanzig Euro hergegeben hast!“ „Ich weiß“ bedauert das Mädchen „ich hätte hundert nehmen sollen.“

Ich bin nicht sicher, ob die Börsen jetzt zusammenkrachen. Ich weiß aber, dass die Zeit für einen Wechsel reif ist. Der Mensch muss beginnen, sich als winziger Teil des Ganzen zu betrachten. Die Reichen müssen ihr Liebstes, das Geld, loslassen, um zu erfahren, dass sie geliebt werden. Für sie bedeutet Liebe, ihr Geld mit den Bedürftigen zu teilen und zwar ohne Erwartungen.

Die alten Denkmodelle haben ausgedient. Nicht nur einzelne Menschen müssen umdenken, sondern die großen Konzerne und Regierungen. Wir brauchen keine Selbstbefriedigung mehr, mit der sich das persönliche Ego befriedigen will, sondern Menschlichkeit. Überall muss Ausgleich geschaffen werden. Damit Harmonie entsteht auf der Erde. Und diese Harmonie wird neue Wirtschaftszweige erblühen lassen. Das ist so sicher, wie das Amen in der Kirche.

Montag, 8. August 2011

Zieglers Welt

Das Gewissen der Weltgemeinschaft hat einen Namen: Jean Ziegler. Der Schweizer Soziologe, Globalisierungskritiker, Autor und frühere UN-Sonderberichtserstatter für das Menschenrecht auf Nahrung, hat in den vergangenen fünfzig Jahren öffentlich jede Ungerechtigkeit anprangert, die sich in der Welt abgespielt hat.

In einem Interview mit dem Titel: „Ich bin ein weißer Neger“, das im Dezember 2010 in der Zeit erschien, erklärte Jean Ziegler, dass er nicht daran denkt, seinen „Kampf der Ideen“ aufzugeben. Auf die Feststellung des Interviewers, der Kommunismus sei auch deshalb zusammengebrochen, weil die Menschen den Kapitalismus wollten, antwortete Ziegler: „Ach hören Sie auf, die Sowjetunion hatte mit Marx so viel am Hut, wie ich mit Buddha.“

Der Unterschied zwischen Buddha und Ziegler wird klar, als der Interviewer dem Soziologen vor Augen hielt, dass er zwar 20 Bücher verfasst, aber, nüchtern bilanziert, nicht viel bewirkt hat. Ziegler antwortete mit einem Zitat Brecht´s, der sagte, als er am Ende seines Lebens mit derselben Aussage konfrontiert wurde: „Ohne uns hätten sie es leichter gehabt.“

Buddha zielte nicht darauf ab, die Welt zu verändern, sondern den Menschen zu transformieren. Wenn das geschieht, verändert sich die Welt von ganz alleine. Jean Ziegler täte gut daran, sich für die Methoden des Buddha zu interessieren. Dann könnte er vielleicht den Frieden finden, den er vergeblich in der Welt sucht.