Montag, 16. Juli 2012

Liebe Leser

Im Augenblick schreibe ich an meinem Buch. Daher hier erstmal keine neuen Texte. Fragen bitte wie üblich an meine e-mail Adresse.

LoL
Monas

Montag, 21. Mai 2012

Champions League Finale 19. Mai 2012

„Bayern-Drama!“ titelte die Bildzeitung am 21. Mai 2012. Dann fragte sie: „Zerbricht S. an diesem Schuss?“ Gemeint war der FC-Bayern Star Bastian S., der beim Elfmeterschießen den entscheidenden Elfmeter verschoss. Bayern-Sportdirektor Christian N. sagte: „Es ist keine Niederlage, die man an einem Abend abstreift. Das ist eine Niederlage, die einen verfolgen wird, weil es eine historische Chance war. Es wird schon einige Zeit dauern.“

Der berühmte Börsen- und Finanzexperte André Kostolany soll einmal gesagt haben: „Wer sein Vermögen nicht mindestens dreimal verloren hat, versteht nichts von Aktien.“ Der Mann hatte recht. Niederlagen und Misserfolge gehören ebenso zum Leben, wie Siege und Erfolge. Die Frage ist allerdings, wie man Misserfolge verarbeitet?

Die Psychologen behaupten zu Recht, dass immer dann, wenn sich Erwartungen nicht erfüllen, Angst, Enttäuschung, Trauer und Schuld in uns ausbreiten. Daher geben sie uns zwei Empfehlungen: Erstens die Niederlage akzeptieren. Das will heißen, dass die Schuld weder verleugnet, noch auf andere geschoben werden soll. Zweitens sollen wir die auftretenden Emotionen ausleben.

Es ist natürlich besser, Gefühle auszuleben, als sie zu unterdrücken. Manchen Menschen tut es gut, zum Schreien oder Weinen in den Wald zu gehen. Oder sich mit ihren Partnern oder Freunden auszusprechen. Manche finden Trost in der Musik oder drücken sich beim Malen aus. Alle diese Beispiele drücken die Gefühle aus. Gibt es denn nicht noch eine andere Lösung?

Jetzt geht die Angst in Deutschland um, dass die Spieler des FC Bayern ihre Enttäuschung mit zur Fußballeuropameisterschaft nehmen. Das wäre fatal, denn sie bilden das Gerippe der Nationalelf. Und die Fußballfans wünschen sich nichts sehnlicher, als den Titel des Fußballeuropameisters. Was also könnten die Nationalspieler des FC Bayern München jetzt tun? Meine Empfehlung: SICH EIN PAAR MINUTEN AUF DEN SCHMERZ KONZENTRIEREN, IHN FÜHLEN UND DANN MIT IHM VERSCHMELZEN! Wenn Ihr das tut, dann wird die Enttäuschung aus Euerem Leben verschwinden. Das ist reine Alchemie!

Freitag, 4. Mai 2012

Der Schrei - 120 Millionen Dollar

Der norwegische Maler Edvard Munch (1863 bis 1944) malte im Rahmen einer Serie von 1893 bis 1910 vier Bilder mit dem Namen „Der Schrei“. Zwei Gemälde befinden sich im Munch-Museum Oslo, eines in der norwegischen Nationalgalerie und eines in Privatbesitz. Das aus dem Privatbesitz wurde am 2. Mai 2012 bei einer Auktion von Sotheby´s in New York für knapp 120 Millionen Dollar versteigert. Das Bild zeigt im Vordergrund eine Person mit weit aufgerissenem Mund. Sie presst die Hände entsetzt seitlich an den Kopf und ihre Augen sind vor Schreck erstarrt. Das Bild vermittelt Verzweiflung und Angst.

Das Leben des Malers war von Sucht, Krankheit und Tod geprägt. Er war alkoholkrank und depressiv … Mutter und Geschwister starben früh. „Der Schrei“ gilt als Beispiel für Munchs „Seelenmalerei“. Damit ist sein seelischer Zustand gemeint, den er durch seine Bilder beschreibt.

Die gesamte Menschheit ist krank. Und sie ist nicht nur krank, sondern auch pervers. Wie sonst ist es möglich, dass der seelische Zustand eines Malers 120 Millionen Dollar wert sein soll? Und wie kann es sein, dass es der Presse hauptsächlich darum geht, dass „Der Schrei“ jetzt das teuerste Bild der Welt ist? Der seelische Zustand Munchs ist der Alltag von Millionen und Abermillionen von Menschen. Und niemand ist da, um ihnen einen Weg aus ihrem Leiden zu weisen.

Ich lehre die Technik, die die Krankheit des Menschen beendet. Wir müssen lernen, uns unseren Ängste zu stellen … nicht einfach nur empfinden. Nicht vor Angst erstarren … sondern sie annehmen und fühlen, bis man mit ihnen verschmilzt. Dann sind sie weg!

Dienstag, 24. April 2012

Der elfte Tag – die Überlebenden von München 1972

Der TV-Sender „The Biography Channel“ hat anlässlich des 40. Jahrestags der Anschläge auf die israelische Olympiamannschaft in München 1972 eine Dokumentation mit dem Titel „Der elfte Tag – die Überlebenden von München 1972“ produziert. Zu diesem Zweck holte der Fernsehsender sieben der insgesamt zehn Überlebenden für Dreharbeiten nach München. Sendetermin ist der 7. Juli 2012.

Am 22. April 2012 berichtete „Bild am Sonntag“ über die Dokumentation und stellte sechs der überlebenden Sportler vor. Hier der Bericht über Zelig Shtorch:

„ZELIG S, 71, Sportschütze. Seine Familie väterlicherseits wurde während des Holocaust ermordet. Er nahm auch nach München an Wettkämpfen teil, wurde 1978 bei den Olympischen Spielen in Seoul mit seiner Mannschaft Achter.“

S. erzählt: „Ich hatte meine Kleinkaliberwaffe mit in die Mannschaftsunterkunft genommen, um sie zu reinigen. Mit dieser Waffe stand ich hinter einem Vorhang und beobachtete einen der Terroristen. Ich überlegte, ihn anzugreifen. Aber ich wusste nicht, wie viele Terroristen es sind und was sie vorhaben. Ich hatte Angst, dass die Situation eskaliert, wenn ich schieße. Seit 40 Jahren lebe ich mit dem Schuldgefühl, mich möglicherweise falsch entschieden zu haben. Vielleicht hätten mehr überlebt, wenn ich den Terroristen angegriffen hätte.“

Schuldgefühle entstehen, wenn wir Angst haben, etwas falsch gemacht zu haben. Hat Zelig S. im Jahre 1972 also einen Fehler gemacht? Um diese Frage zumindest theoretisch zu erörtern, müsste man sich überlegen, was denn geschehen wäre, wenn er den Terroristen angegriffen hätte? Wenn man alle Möglichkeiten in Betracht zieht, kommt man immer wieder zum Ergebnis, dass sich ein Massaker wahrscheinlich nicht hätte vermeiden lassen. Dann hätte S. mit dem Schuldgefühl leben müssen, voreilig gehandelt zu haben.

Die kognitive Verhaltenstherapie würde das Problem folgendermaßen beurteilen: Der Sportler hat Schuldgefühle, weil er sein Verhalten falsch bewertet. Um sein Schuldgefühl aufzulösen, muss er seine Schlussfolgerung ändern, indem er sie gegen eine neue Beurteilung ersetzt. Anschließend muss er die neue Bewertung so lange einüben, bis sie anstelle des alten Denkmusters getreten ist.


Was in der Theorie so logisch klingt, hat in der Praxis wenig Erfolg. Denkmuster lassen sich nicht so ohne Weiteres austauschen. Sie wurzeln in unserer Erziehung, wo wir bereits gelernt haben, was wir für richtig und falsch halten. Diese Überzeugungen haben im Laufe der Jahre feste Nervenbahnen in unserem Gehirn erschaffen.

Es gibt eine intelligente Möglichkeit, das Problem zu meistern. Ich würde Betroffenen, wie Herrn Zelig S. raten, ihren Fokus auf ihre Schuldgefühle zu richten. Sie müssen sich ihnen zuwenden, als würden sie klassischer Musik lauschen. Das bedeutet, dass sie ihre Schuldgefühle fühlen müssen. Und zwar so lange, bis sie mit ihnen verschmelzen. Das ist reine Alchemie!

Sonntag, 22. April 2012

Oslo


Am 16. April 2012 begann vor dem Amtsgericht in Oslo der Prozess gegen Anders Behring B., der am 22. Juli 2011 insgesamt 77 Menschen getötet hatte. Als Motiv gab der 32-Jährige an, dass er die „regierenden Sozialdemokraten so hart wie möglich habe treffen wollen, da sie zum Massenimport von Moslems stark beigetragen hätten.“

Lt. Spiegel.de erklärte B. am 5. Prozesstag, dass er die Attentate nur deswegen durchstehen konnte, weil er sich emotional total abgekapselt hatte. Er machte dem Gericht klar: „Man muss gefühlsmäßig abgestumpft sein, das muss man trainieren.“ Bis 2006 sei er ein normaler Mensch gewesen. Danach habe er sich über mehrere Jahre „entmenschlicht“ und alle Emotionen abgelegt. Befragt nach seinem fehlenden Mitgefühl antwortete B. einer Guardian-Journalistin: „Ich glaube, ich würde einen Nervenzusammenbruch erleiden, wenn ich meine mentalen Schutzschilde entferne.“

Sind wir nicht alle Spezialisten darin, unsere negativen Emotionen zu verdrängen? Wir mögen zwar niemanden töten, sorgen aber dafür, dass unsere gesundheitlichen Zustände immer schlechter werden. Die stetig zunehmenden Depressionen, Nervenzusammenbrüche, Herzinfarkte und Krebserkrankungen sprechen eine klare Sprache. Erst unsere Gleichgültigkeit macht die Massentierhaltung, den Bau von Atomkraftwerken, die Abholzung der Regenwälder, die täglich 30.000 Verhungernden, die Verschuldung künftiger Generationen und die vielen Kriege möglich. Wir alle verherrlichen den Egoismus, jeder auf seine Art.

Der Mensch kann erst Mensch werden, wenn er sein Herz zum Herrn über den Verstand erhebt. Dann heilt er seine Neurose. An dieser ist er erkrankt, weil er sein Leben mit dem Kopf meistern will. Das funktioniert nicht. Du kannst Dein Leben nur fühlend meistern. Fühlen heißt, dass Du Dir Deiner Emotionen bewusst bist und sie geduldig fühlst, bis Du mit ihnen verschmilzt.

Montag, 9. April 2012

Günter Grass

Nachdem Günter Grass sein Gedicht „Was gesagt werden muss“ am 4.04.12 veröffentlicht hatte, hagelte es Kritik von allen Seiten. In dem Gedicht hatte er Israel vorgeworfen, den ohnehin brüchigen Weltfrieden mit seiner Iran-Politik zu gefährden. Das brachte ihm den Vorwurf des Antisemitismus ein.


Am 6.04.12 beklagte sich Günter Grass in Spiegel-Online: „Ich war immer gewohnt, dass meine Werke, große und kleine, auf heftige Kritik stoßen. Doch nun bin ich enttäuscht darüber, dass der kränkende und pauschale Vorwurf des Antisemitismus gegen mich erhoben wurde.“ Damit fühlt sich Grass, der die Welt mit seinem Gedicht warnen wollte, völlig missverstanden.

Am 6.04.12 erklärte der Literaturnobelpreisträger der Süddeutschen Zeitung, dass er dieses Werk jetzt anders fassen würde: „Ich hätte in meiner Kritik deutlicher zum Ausdruck bringen sollen, dass ich nicht Israel, sondern die Politik der derzeitigen Regierung Israels habe treffen wollen.“ Damit hätte sich der Schriftsteller vielleicht den Vorwurf des Antisemitismus erspart. Der Punkt an der Sache ist aber, dass der Weltfrieden aus ganz anderen Gründen gefährdet ist.

Alle Probleme und auch die im Nahost existieren aufgrund uralter Denkstrukturen. Denke einmal über die Aussage des Albert Einstein nach, der irgendwo sagte: "We cannot solve our problems with the same thinking we used when we created them."

Albert Einstein hatte völlig recht: Wir können unsere Probleme nicht mit dem gleichen Denken lösen, welches sie kreiert hat. Wir müssen lernen, völlig neu zu denken. Wie könnte das bewerkstelligt werden? Meiner Meinung nach muss der Mensch beginnen, mit dem Herzen zu denken.

Das Denken mit dem Herzen hat mit dem herkömmlichen Denken nichts zu tun. Wenn Du z.B. ein Problem hast, dann besteht das alte Denken darin, die Lösung mit dem Kopf zu finden. Wenn Du jedoch mit dem Herzen denkst, dann musst Du das Problem mit großer Aufmerksamkeit betrachten ... ohne darüber nachzudenken. Praktisch bedeutet das, dass Du die Sache nun mit dem Herzen betrachtest. Und wenn Du das tust, dann könntest Du plötzlich auf Lösungen kommen, die der Kopf niemals vorschlagen würde. Du könntest Dir z.B. Deines Mitgefühls bewusst werden, das in Deinem Herzen wohnt.

Beim Auftreten von Mitgefühl verschwindet die alte Ich-Bezogenheit. Jetzt zählt nicht mehr der eigene Vorteil, sondern Du empfindest Mitgefühl mit der Problematik des Anderen. Es ist wie mit der Sonne … wenn sie aufgeht, dann verschwindet die Dunkelheit. Das Herz gibt immer. Das ist wahres Verständnis. Und genau das braucht die ganze Welt.






                                        

Freitag, 23. März 2012

Toulouse

Am 22.03.2012 wurde Mohamed M. von französischen Elite-Polizisten erschossen. Der sog. „Killer von Toulouse“ hatte die Welt zwölf Tage lang in Atem gehalten. Lt. Medien hatte er sich dazu bekannt, sieben Menschen, darunter drei Kinder, getötet zu haben.

Am 22.03.2012 schrieb Bild.de:

„Wie viel Hass kann ein Mensch in sich tragen? Wie skrupellos kann ein Mann sein? Wohl um sich an seinen Taten zu berauschen und Propaganda im Internet zu betreiben, filmte Mohamed Merah seine Morde. Kurz vor tödlichen Kopfschuss, erklärte Merah seinem ersten Opfer, einem französischen Soldaten: "Du tötest meine Brüder, und ich töte Dich!“

Nach ersten Erkenntnissen soll sich der Attentäter durch den Kontakt mit dem salafistischen Islam radikalisiert haben. Die Bundeszentrale für Politische Bildung (bpb) klärt auf:

„Salafisten sind Anhänger unterschiedlicher religiöser und politischer Bewegungen, die sich zu Beginn des letzten Jahrhunderts gründeten und am idealisierten Bild des Frühislam orientieren. Der Salafismus predigt die strenge und wörtliche Befolgung der in den islamischen Quellen niedergelegten Gebote. Die nicht-islamische Gesellschaft wird als feindlich, unmoralisch und dekadent verteufelt. Damit sind Anknüpfungspunkte zum Dschihadimus, dem gewaltsamen Kampf für eine islamische Gesellschaft, geboten."

Mohamed M. hat seine Ziele verwirklicht, Menschen aus idealistischem Hass zu töten. Doch ich kann mir nicht vorstellen, dass er glücklich war, als er im Kugelhagel der französischen Polizisten starb. Was war sein Motiv? Wer sich radikalen Bewegungen anschließt, ist in Wirklichkeit auf der Suche nach Gemeinschaft und Freundschaft ... und Sinn und Halt im Leben. Die wahre Geborgenheit ist jedoch nicht im Außen zu finden, sondern im Inneren, im Raum des Herzens. Dort sind wir eins mit uns selbst. Vorstellungen von einer besseren Welt existieren hier überhaupt nicht. Wer diesen Raum kennt, der weiß, dass die Welt, so wie sie ist, vollkommen in Ordnung ist. Würden wir uns alle dieses Raumes bewusst sein, hätten wir die sozialen Verhältnisse, die wir uns alle wünschen.

Um dem Raum des Herzens nahe zu sein, müssen wir lernen, Verantwortung für unseren emotionalen Zustand zu übernehmen. Das bedeutet, dass wir aller Emotionen bewusst sein müssen, die sich in uns ausbreiten wollen. Wenn Mohamed Merah bereit gewesen wäre, seinen Hass anzunehmen und mit ihm zu verschmelzen, dann hätte er überhaupt keinen Grund gehabt, irgendjemanden zu töten. Dann wäre er ein stiller friedlicher Mann gewesen und niemand hätte jemals Notiz von ihm genommen.

Dienstag, 20. März 2012

München 72 – Das Attentat

Am 19.03.2012 lief im Zweiten Deutschen Fernsehen der historische Film „München 72 – Das Attentat“. Der vom israelischen Regisseur Dror Z. spannend inszenierte Film beschreibt den Überfall auf die israelische Olympiamannschaft während der Olympischen Spiele 1972 in München. Hier eine Zusammenfassung der Ereignisse, die man im Internet überall nachlesen kann:

„Am frühen Morgen des 5. September 1972 stürmten palästinensische Terroristen der Gruppe „Schwarzer September“ das olympische Quartier des israelischen Teams. Zwei Sportler wurden sofort erschossen, neun als Geiseln genommen. Die Forderung der Terroristen: die Freilassung von über 200 in Israel gefangenen Palästinensern. Innenminister Hans-Dietrich Genscher bot sich als Austauschgeisel an, was jedoch abgelehnt wurde. Nach stundenlangen Verhandlungen flogen die Terroristen und die Geiseln am Abend per Helikopter zum Flugplatz Fürstenfeldbruck, von dort aus sollte es in einer bereitgestellten Boeing nach Kairo gehen.

Der Krisenstab versagte spektakulär: So gab es nur fünf Scharfschützen für acht Geiselnehmer, angeforderte Panzerwagen blieben im Stau stecken, als Bordpersonal getarnte Polizisten verließen in letzter Sekunde aus Angst die Boeing. Es kam zur Schießerei, alle Geiseln wurden getötet. Fünf Terroristen wurden erschossen, die drei Überlebenden kurze Zeit später während der Entführung der Lufthansa-Maschine „Kiel“ aus dem Gefängnis freigepresst.“

Eine der Geiseln, die auf dem Flugplatz von Fürstenfeldbruck getötet wurden, war der Trainer der israelischen Fechtmannschaft André S.. Er hinterließ eine Frau und ein kleines Baby. Die Witwe hat angeblich wieder geheiratet, drei weitere Kinder bekommen und sich dann scheiden lassen. Die heute 66-jährige sagte in einem Interview: „Dass A. seine Tochter nicht aufwachsen sehen konnte – das ist ein lebenslanger Schmerz.“

Ist es nicht merkwürdig, wie lange wir Schmerzen festhalten? Meine Eltern haben sich als Holocaustüberlebende im Jahr 1945 am Bahnhof von Lodz/Polen kennengelernt. Bald wurde meine Mutter schwanger und brachte mich am 27. April 1946 in Deutschland zur Welt. Doch meine Eltern vertrugen sich nicht. Beide waren von den Ereignissen in den Konzentrationslagern traumatisiert und fanden keinen Frieden miteinander.

Meine Mutter redete viel von Palästina, dem Land, wo sie keine Angst vor den Deutschen haben musste. Als ich sechs Jahre alt war, stand die 23-jährige mit ihrem kleinen Koffer traurig vor mir, drückte mich schluchzend an sich und machte sich auf den Weg ins Gelobte Land. Der Schock fuhr mir in Leib und Seele und ließ mich 60 Jahre nicht mehr los.

Nichtsdestotrotz bin ich meinem Schicksal dankbar ... es ließ mich zum Sucher werden. Materielles Glück war nie mein Ding, ich suchte unermüdlich das absolute Glücklichsein. Im Jahr 1979 wurde ich Schüler von Osho und begann, täglich eine Stunde zu meditieren. 30 Jahre später am 5.9.2009 erlebte ich ein plötzliches spirituelles Erwachen ... seither hat sich alles verändert, obwohl sich nichts verändert hat. In den folgenden Wochen wurde mir klar, dass das Leiden daher kommt, weil man sich zeit seines Lebens an negative Gefühle klammert.

Der beste Weg, sich von seinen inneren Leiden zu befreien, liegt darin, jede negative Emotion anzunehmen. Denn dadurch wird eine Distanz erzeugt, die eine Identifikation mit ihr verhindert. So besehen fände der Schmerz der Ankie Spitzer ein jähes Ende. Ich wünschte, sie würde ihren Schmerz annehmen und fühlen, bis sie mit ihnen verschmilz. Dann wäre ihr lebenslanger Schmerz in einem Moment beendet.

Mittwoch, 7. März 2012

Fühlen

Wissenschaftler haben untersucht, warum wir die Musik so lieben. Sie vermuten, dass es an der Ähnlichkeit der Instrumentenklänge mit der menschlichen Sprache liegt. Ich glaube jedoch, dass uns die Musik deshalb verzaubert, weil wir durch sie unsere Emotionen so herrlich fühlen können.

Was wären die großen Filme ohne die Musik? Sie erhebt uns in höchste Höhen und stürzt uns in tiefste Täler. Emotionen packen uns ... Angst, Verzweiflung, Wut und Enttäuschung. Wir fühlen mit, was uns die Bilder zeigen.

Auf welche Weise lauschst Du einem schönen Musikstück, wie z.B. der „Meditation“ von Jules Massenet? Bleibst Du beim Fühlen oder schweifst Du gedanklich ab? Fühlen heißt, den emotionalen Prozess zu beobachten. In dem Moment, wo Du anfängst nachzudenken, fühlst Du nicht mehr.

Wenn Du Dich z.B. ärgerst, sei es zu Recht oder zu Unrecht, dann fühle diese Emotion in ihrem ganzen Ausmaß. Denke nicht über den Anlass nach. Was passiert ist, ist vorbei. Es ist nicht mehr zu ändern. Bleibe beim Gefühl des Ärgers und er kann sich auflösen. Handelt es sich um ein kleines Ärgernis, dann verfliegt das Gefühl schnell. Wenn Du Dich kräftig geärgert hast, dann wird der Ärger in Deinem Bauchraum verbrennen. Du kannst das Feuer deutlich spüren.

Immer wieder schauen mich Menschen erstaunt an, wenn ich über das Fühlen spreche. Sie sind davon überzeugt, dass sie fühlen können. Doch sie verwechseln fühlen mit Empfinden. Sobald sie sich über etwas ärgern, ist das noch eine Empfindung. Doch wird der Ärger auf die rationale Ebene verlegt -und das tun wir alle- wird er gar nicht mehr gefühlt.

Unsere Lebensenergie bewegt sich nicht auf statischem Weg vorwärts, sondern von Pol zu Gegenpol hin und her schwingend. Somit wird klar, dass wir innerlich gestört sind, wenn wir den Schwung zu negativen Emotionen nicht zulassen.

Mache ein kleines Experiment: Mach Deine Augen zu und denke an ein schönes Erlebnis. Gib Dich den positiven Gefühlen hin und koste sie aus. Wahrscheinlich fällt es Dir leicht, sie zu fühlen. Und nun schwenke zum Gegenteil um. Denke an ein Erlebnis, wo Du Dich schlecht gefühlt hast. Gebe Dich ganz diesem Gefühl hin. Merkst Du, dass Du das Erlebte sofort gedanklich bearbeiten willst? Genau das verhindert den Prozess des Fühlens.

Die Ursache liegt darin, dass unser Gehirn aus drei Teilen besteht: das Reptilienhirn, das emotionale Hirn und das denkende Hirn. Im Internet habe ich eine kleine Geschichte gelesen, die die unterschiedlichen Funktionen gut veranschaulicht. Stell Dir vor, Du fährst Auto und plötzlich bremst direkt vor Dir ein Lastkraftwagen scharf ab. In Deinem Kopf passiert das Folgende:

1. Dein Reptilienhirn lässt Dich das Lenkrad herumreißen und auf die Bremse treten.

2. Dein emotionales Gehirn schüttet Angst- und Panikhormone wie z.B. Adrenalin aus, um Deine
    Reaktionsgeschwindigkeit zu erhöhen.

3. Dein denkendes Gehirn ist zeitgeschichtlich das jüngste der drei Hirne. Es beginnt, die Situation zu
    analysieren, sobald die Gefahr überstanden ist.


Keines unserer Hirne ist dafür gedacht, Emotionen zu verarbeiten. Solange es um positive Gefühle geht, haben wir keine Probleme. Doch das Fühlen negativer Gefühle müssen wir üben, üben, üben. Diese Übung ist ein Bewusstseinsprozess. Sie hilft uns, unbewusste Verhaltens- und Reaktionsmuster zu vermeiden.

Das Fühlen ist eine Meditationstechnik, die aus dem Vigyana Bhairava Tantra stammt. Diese uralte Schrift besagt, dass Du die Situation, die Deinen Ärger hervorgebracht hat, nicht verändern sollst. Denn wenn Du das tust, dann versuchst Du, Deinen Ärger zu kontrollieren. Denke also nicht über den Ärger nach, sondern gib Dich dem Ärgergefühl hin, bis Du schließlich mit ihm verschmilzt. Diese Technik ist ganz einfach ... und doch ist sie schwierig, weil wir über unsere Emotionen aus Gewohnheit nachdenken. Doch Übung macht den Meister.

Hier ein Tipp: Es ist hilfreich, wenn Du eine kleine Übungsgruppe kreierst. Finde heraus, wer in Deinem Freundes- und Bekanntenkreis Interesse hat, sich von seinen negativen Emotionen zu befreien. Gemeinsam lassen sich die besten Fortschritte machen. Trefft Euch regelmäßig und sprecht über Euere Erfahrungen.

Montag, 5. März 2012

Identifikation

Derzeit finden im bayerischen Wintersportort Ruhpolding die Biathlon-Weltmeisterschaften statt. Während des 10km Verfolgungsrennens der Damen zitierte der TV-Reporter die Biathletin Andrea Henkel, die zwei Tage zuvor im 7,5 km Sprintrennen nur Platz 34 erreicht hatte. Sie sagte: „Bei uns gilt die Zwei-Stunden-Regel: Zwei Stunden ärgern nach einer schlechten Leistung - und dann ist gut.“

Die modernen Trainer wissen, dass man sich schwächt, wenn man sich ärgert. Also leiten sie ihre Schützlinge an, über Schießfehler nicht lange nachzudenken: Abhaken und weitermachen ist die Devise. Die Zwei-Stunden-Regel scheint also hilfreich zu sein … doch sie hat eine entscheidende Schwäche … sie ist um zwei Stunden zu lang.

Beobachte einmal ganz genau, was passiert, wenn Du Dich ärgerst. Dann fängst Du nämlich an, zum Ärger zu werden. Mit anderen Worten, nimmt der Ärger Dein ganzes Wesen ein. Genau DAS ist die Identifikation.

Wenn Du bereit bist, Dich auf rechte Art mit dem Ärger-Gefühl auseinanderzusetzen, dann fällt die Identifikation flach. Die rechte Art der Auseinandersetzung besteht darin, den Ärger anzunehmen, ihn zu fühlen und schließlich mit ihm zu verschmelzen. Wer diese Technik übt, schafft das in kurzer Zeit. Insofern könnte die Zwei-Stunden-Regel in Zwei-Minuten-Regel umbenannt werden.

Kinder werden immer gefragt, was sie einmal werden wollen. Werden sie als Erwachsene gefragt, was sie geworden sind, dann antworten sie: „Ich bin Elektriker … Sportler … Arzt … Taxifahrer.“ Ist das wirklich wahr, sind sie wirklich zum Beruf geworden? Und bist Du wirklich das, was Du fühlst? Bist Du wirklich verärgert, wenn Du Dich ärgerst? Ist der Ärger Deine Realität? Oder ist er nur ein Objekt in Deiner Wahrnehmung? Betrachte Deinen Zustand während einer x-beliebigen Emotion und finde es heraus!

Jeder Glaube, etwas zu sein, ist eine Identifikation. In Wirklichkeit bist Du das Bewusstsein, das sich Deines Körpers und Deiner Persönlichkeit bewusst ist. Du kannst Dir sicher sein, dass Du Leiden erzeugst, wenn Du Dich mit was auch immer identifizierst. Dann reduzierst Du Dich nämlich auf etwas, das analysiert werden kann. Und dann wirst Du ewig im Gefängnis Deines Kopfes leben müssen.

Samstag, 3. März 2012

Anerkennung

Am 2. Februar 2012 befragte Frank Plasberg seine Gäste in seiner TV-Sendung „plasberg persönlich“, wie sie damit umgehen, wenn das Leben nicht glatt verläuft und Schicksalsschläge und Irrtümer den Weg versperren.

Eine der Gäste, die Schauspielerin M. Sch., die vor 12 Jahren als Pornodarstellerin Gina Wild bekannt wurde, versicherte, Frieden mit ihrer Vergangenheit gemacht zu haben. Sie schränkte aber ein, dass sie sich maßlos darüber ärgere, von „irgendwelchen Provinzjournalisten“ immer noch auf ihre früheren Rollen reduziert zu werden. Da wurde mir klar, dass Frau Sch. nicht wirklich Frieden mit ihrer Vergangenheit geschlossen hat.

Das psychologische Online-Lexikon „Lebenshilfe-abc“ beschreibt Anerkennung so: „Der Wunsch nach Anerkennung ist normal und verständlich. Wir wollen, dass andere sehen und schätzen, was wir tun. Wir wollen für wichtig genommen und respektiert werden. Problematisch wird es, wenn man mit sehr viel Kritik und Ablehnung aufgewachsen ist. Denn dann fühlt man sich minderwertig und glaubt, ohne die Anerkennung der anderen nicht leben zu können.“

Da wir die Zeit nicht zurückdrehen können, ist es auch nicht mehr möglich, die Anerkennung unserer Eltern zu bekommen. Wer mit Kritik und Ablehnung aufgewachsen ist, kann seine Wut auf seine Eltern natürlich auch an einem Kissen auslassen. Aber die erwünschte Anerkennung wird er dadurch auch nicht bekommen. Wer daher wie M. Sch. im besonderen Maß von Anerkennung abhängig ist, dem bleibt nichts anderes übrig, als seinen Ärgers über die Missachtung anzunehmen. Wer es schafft, diesen Ärger geduldig zu fühlen, bis er mit ihm verschmilzt, der hat auch die Geduld zu warten, bis er die Anerkennung bekommt, die er verdient.

Donnerstag, 23. Februar 2012

Authentizität

Am 5.02.2012 berichtete Welt Online über das Buch der Palliativpflegerin Bronnie W.. Es ging darüber, was Sterbende kurz vor ihrem Tod am meisten bedauern. Damit wollte uns die Autorin anregen, zu hinterfragen, was wirklich wichtig ist im Leben. Hier die Top Five Regrets der Sterbenden:


1. Ich wünschte, ich hätte mein wahres Ich ausgelebt, nicht so gelebt, wie andere es von mir erwartet  
    haben.

2. Ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet.

3. Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, meine wahren Gefühle auszudrücken.

4. Ich wünschte, ich hätte mehr Kontakt zu meinen Freunden gewahrt.

5. Ich wünschte, ich hätte mir mehr Glück zugestanden.


Wenn man diese fünf Punkte genauer anschaut, dann fällt auf, dass das Bedauern zum Ausdruck gebracht wurde, nie authentisch gewesen zu sein. Wir leben zwar in einem freien Land, doch verwehren wir uns die innere Freiheit ein Leben lang. Daher stellt sich die Frage, was wir tun können, um das zu verhindern?

Wie oben ganz richtig beschrieben, bedeutet Authentizität, zu sich zu stehen – unabhängig davon, was andere darüber denken. Das Problem liegt darin, dass wir von klein auf dazu erzogen wurden, nach gesellschaftlichen Regeln zu leben. Versuchten wir dennoch, unseren eigenen Gefühlen zu folgen, wurden wir meistens bestraft. Eine solche Erziehung erzeugt Angst, die in unserem Unterbewusstsein darüber wacht, ob wir auch schön brav sind.

Als ich das erste Mal heiratete, war ich gerade 23 Jahre alt. Während alle Vorbereitungen für die Hochzeitsfeier getroffen wurden, bekam ich heftige Widerstände gegen die Ehe. Doch vor einem „Stopp ... das-wird-mir-alles-zu-viel“ hatte ich viel zu viel Angst. Damit habe ich mir und meiner Frau keinen Gefallen getan. Fünf Jahre später trennten wir uns. Die Leidtragende war unsere inzwischen geborene Tochter.

Die meisten Menschen glauben, dass man die Angst überwinden muss. Ärzte verschreiben uns hierzu Pillen und Psychotherapeuten bieten verschiedene mentale Techniken an. Die kognitive Verhaltenstherapie z.B. versucht Denkmuster zu verändern, um die Angst zu umgehen. Doch das ist alles viel zu kompliziert. Viel einfacher ist es, sich der Angst zu stellen. Genau dafür gibt es eine einfache Technik.

Osho hat die 112 Meditationstechniken des Vigyana Bhairava Tantra in seinem „Buch der Geheimnisse“ kommentiert. Im 51. Sutra heißt es ganz lapidar: „Wenn Du voller Freude einen lang abwesenden Freund wiedersiehst, sei durchdrungen von dieser Freude“. Osho sagte, dass es bei dieser Technik nicht nur um die Freude geht, sondern um negative Emotionen. Wenn Du z.B. wütend wirst, dann fühle Deine Wut in ihrer Totalität und verschmelze mit ihr.

Wenn Du demnach etwas machst oder machen willst, was Angst in Dir auslöst, dann musst Du Deine ganze Aufmerksamkeit auf diese Angst richten. Wenn Du das tust, dann kannst Du fühlen, wie sie sich in Dir ausbreitet. Vielleicht stockt Dir der Atem … oder Du spürst Spannungen in Deiner Brust ... vielleicht schnürt es Dir die Kehle zu ... oder Du bemerkst eines von vielen anderen Phänomenen. Aber Achtung: Der Kopf will Dich umgehend in seine Gedankengänge verwickeln. Das ist die innere Ablenkung, mit dem jeder Meditierer zu tun hat. Achte nicht darauf, sondern kehre zum Fühlen zurück, sobald Du dies bemerkst. Wenn Du das schaffst, dann verliert die Angst jede Macht über Dich. Und plötzlich das Wunder ... Du verschmilzt mit der Angst. Das ist der Schlüssel. Jetzt kannst Du in jeder Situation authentisch bleiben.

Samstag, 18. Februar 2012

Liebeskummer

Eine Illustrierte veröffentlichte in der Rubrik „Gesundheit“ folgenden Artikel: "Liebeskummer wird oft nur belächelt, dabei kann er ernsthaftkrank machen." Dann fragt das Magazin: „Wie also besiegt man ihn?“ Natürlich gibt die Illustrierte Antworten. Der interessierte Leser erhält 8 Tipps:

1. Nehmen Sie sich Zeit zum Trauern. Sie dürfen weinen und durchhängen.

2. Vermeiden Sie Schuldzuweisungen und versuchen Sie, die Opferrolle abzustreifen.

3. Vertrauen Sie sich jemandem an – im Zweifel einem Therapeuten.

4. Schreiben Sie Ihre Gefühle auf oder führen Sie ein Tagebuch. Schicken Sie Ihre Briefe an den Ex nie ab!

5. Blicken Sie nach vorn. Jetzt zählen nur noch die Gegenwart und die Zukunft.

6. Stöbern Sie ruhig mal in einem Esoterikladen oder lassen Sie sich die Karten legen. Alles was gut tut, ist       erlaubt.

7. Geben Sie nicht vor, schon einen neuen Partner zu haben. Das haben Sie nicht nötig und es ist nicht
    authentisch.

8. Verändern Sie Ihr Umfeld. Machen Sie es sich schön. Und denken Sie jetzt nur an sich (und ihre Kinder).


Wer wirklich Liebeskummer oder irgendeinen anderen Kummer hat und diese Tipps befolgt, der muss erfahren, dass der innere Schmerz trotzdem nicht verschwindet. Das liegt daran, dass wir den inneren Schmerz unablässig mit unseren Gedanken füttern. 

Betrachten wir Punkt 4: „Schreiben Sie Ihre Gefühle auf oder führen Sie ein Tagebuch“ empfiehlt die Illustrierte. Mit anderen Worten soll man seine Gefühle verbalisieren, also z.B.: „Ich fühle mich so verletzt … es tut so weh!“ Warum merkt denn niemand, dass genau diese Gedanken den Schmerz verstärken? Wir müssten überhaupt nicht an Liebeskummer leiden, wenn wir nicht über die Geschichte nachdenken würden. Da sich das Denken jedoch nicht vermeiden lässt, müssen wir die ganze Sache an den Emotionen anpacken.

Wer sich vom Liebeskummer befreien will, für den gibt es nur einen Weg: er MUSS den Schmerz ANNEHMEN UND FÜHLEN. Wenn er das tut, dann kann er mit ihm verschmelzen. Dann kann er nicht ernsthaft krank werden ...  denn Stresshormone werden überhaupt nicht produziert. DARÜBER sollte diese Illustrierte mal schreiben.

Mittwoch, 15. Februar 2012

Borderline

Am 11.02.2012 wurde Whitney Houston tot in ihrem Hotelzimmer in Beverly Hills aufgefunden. Bild berichtete am 14.02.12, dass sie an einem Mix starker Beruhigungsmittel und Alkohol starb. Einen Tag vorher zitierte Focus Online den Psychiater und Buchautor Borwin Bandelow, für den der frühe Tod des Superstars keine Überraschung war. Er sagte, dass es gut möglich sei, dass sie am Borderline-Syndrom litt und zwar bereits bevor sie berühmt wurde.

Lt. Focus Online vom 6.10.10 leben Borderliner in einer Welt der Extreme. Ihre Gefühle wechseln in Minuten zwischen Liebe und Hass, Euphorie und Depression, Selbstzweifel und Selbstüberschätzung. Borderline ist die am häufigsten diagnostizierte Persönlichkeitsstörung überhaupt. Sie zeigt sich durch ein gestörtes Beziehungsmuster, aggressives Verhalten sich selbst und anderen gegenüber, aber auch durch exzessives Verhalten, was Drogen, Alkohol und Sex anbelangt.

Borderliner kommen mit ihren Emotionen nicht klar, weil sie möglicherweise sensibler sind, als andere Menschen. Lt. der Internetplattform „borderline-borderliner.de“ gibt es eine Reihe von Therapien, wie z.B. die Dialektisch Behaviorale Therapie, mentalisierungsbasierte Psychotherapie, klassische Psychoanalyse, analytische Psychotherapie, dynamische Psychotherapie usw. Da ich schon öfters zum Ausdruck gebracht habe, dass ich von der Psychotherapie nicht viel halte, möchte ich nicht näher auf diese Therapien eingehen. Letztlich ist das Borderline-Syndrom nichts anderes als eine starke Neurose.

Wir Menschen sind alle neurotisch. Das bedeutet, dass wir zwischen Kopf und Herz gespalten sind. Mit anderen Worten lehnen wir unsere negativen Emotionen ab. Wie reagierst Du z.B., wenn Dein Partner etwas tut, das Dir total gegen den Strich geht? Wahrscheinlich wirst Du ziemlich wütend werden und schimpfen. Unter Umständen wirst Du den ganzen Tag darüber nachdenken, was bedeutet, dass Du Dich den ganzen Tag darüber ärgerst. Irgendwann aber lässt Dein Ärger nach und Du beruhigst Dich wieder.

Der Borderliner kann sich offensichtlich nicht mehr von alleine beruhigen. Seine Abneigung gegen seine negativen Emotionen ist so heftig, dass er zu Drogen, Medikamenten und Alkohol greift. Dadurch fällt er jedoch ins andere Extrem und verschlimmert seinen Zustand dramatisch.

Borderliner könnten ihr Problem lösen, wenn sie ihre Emotionen annehmen. Das bedeutet, dass sie lernen müssen, das zu fühlen, was sie in Panik versetzt. Fühlen ist ein Bewusstseinsprozess. Du wirst Dir einfach des Prozesses bewusst, der sich in Dir abspielt, wenn Du wütend bist. Aber bleibe nicht einfach ein Zuschauer. Wenn Du also Deine Neurose heilen und ein ausgeglichenes Leben führen willst, dann nehme Deine Emotionen an und fühle sie. Fühle sie so lange, bis Du mit ihnen verschmilzt. Halleluja!

Sonntag, 12. Februar 2012

Franck Ribéry beschimpft sich selbst

Franck Ribéry, der französische Fußballnationalspieler im Dienste des FC Bayern München, zeigt uns, was eine Neurose ist. Lt. heutiger Ausgabe von Bild-Online beschimpfte er sich in einem Interview mit der Sportzeitung „L´Equipe“ selbst als "Idiot" und "Niete". Es ging um seine Affäre mit der Marokkanerin Zahia D. und seine schlechten Leistungen bei der Fußball-WM 2010.

Ich habe im Internet ein Online-Magazin entdeckt, das sich mit Persönlichkeitsentwicklung und Lebensgestaltung beschäftigt. Das Magazin findet es erschreckend, wie viele Menschen sich in ihren Gedanken ständig selbst beschimpfen und klein machen. So weit so gut. Wenn man jedoch die 5 Tipps liest, die das Magazin für einen netteren Umgang mit sich selbst anbietet, dann ist schon beim ersten Tipp Vorsicht geboten:


1. Analysieren Sie, wie Sie mit sich selbst umgehen – und das immer wieder

2. Lernen Sie sich selbst besser kennen und verstehen

3. Seien Sie nachsichtiger mit sich selbst

4. Lassen Sie sich hin und wieder auch mal einfach selbst in Ruhe

5. Stehen Sie für sich selbst ein


Analyse bedeutet „Zergliederung, Untersuchung“. Wenn Du Dich also selbst analysierst, dann geschieht Folgendes: Du teilst Dich in zwei Teile, identifizierst Dich mit einem Teil und untersuchst und beurteilst dann den anderen. Fällt die Bewertung gut aus, lobst Du Dich, fällt sie schlecht aus, beschimpfst Du Dich. Ist es nicht offensichtlich, dass ein solches Verhalten neurotisch ist? Eine Analyse kann Dich also nie und nimmer heilen.

Körper, Geist und Seele sind miteinander verbunden. Wer sich analysiert, zerstört diese Einheit. Daher sollte man sich nie durch eine Brille von Moral, Anstand oder Sitte betrachten. Wer einen Fehler macht, soll sich einfach nur seines Fehlers bewusst sein ... ganz ohne Bewertung. Damit wird im Unterschied zur Analyse auf einen gedanklichen Prozess verzichtet. Achte stattdessen auf das Gefühl, das aufkommt, wenn Du etwas falsch gemacht hast ... das könnte ein schlechtes Gewissen oder ein Schuldgefühl sein. Und nun gilt es, dieses Gefühl zu fühlen. Aber nicht einfach nur fühlen, sondern mit ihm verschmelzen. Wenn Dich kein negatives Gefühl belastet, dann geht es Dir gut!

Mittwoch, 8. Februar 2012

Astrologie

Da ich mich früher gerne mit meinem Horoskop beschäftigte, wollte meine Frau wissen, wie ich heute dazu stehe. Das gab mir den Anlass, über dieses Thema nachzudenken. Das Wort „Astrologie“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet auf Deutsch „Sterndeuterkunst“. Astrologie beansprucht demnach zwei Dinge. Zum einen die Zukunft zu deuten und zum anderen sagt sie etwas über die Persönlichkeitsmerkmale einer Person aus. Dazu behilft sie sich des Horoskops, welches die Stellungen der Sterne zum Zeitpunkt seiner Geburt anzeigt. Mich hat die Astrologie vor allem deshalb interessiert, weil ich wissen wollte, wie ich bin.

Dein Geburtshoroskop hilft, Klarheit in Dein Selbstbild zu bringen. So verrät es Dir, ob Du entschlossen oder unentschlossen handelst, logisch oder intuitiv denkst, kontrolliert oder emotional reagierst, eine Führungskraft bist oder Dich lieber führen lässt, ob Du beziehungsfähig bist oder häufig die Partner wechselst, ob Du Zuneigung erwiderst oder Dich eher reserviert zeigst, welche beruflichen Fähigkeiten Du hast und tausend andere Dinge mehr. Es sagt Dir jedoch nicht, wie Du alle Widersprüchlichkeiten deiner selbst akzeptieren kannst. Die Astrologie ist nur ein Spiegel, der Deine Oberfläche reflektiert. Frieden und Wohlgefühl kann es Dir nicht vermitteln.

Frieden und Wohlgefühl sind Dein tiefer innerer Zustand. Du kannst sie nicht erreichen, sondern Du musst Dir ihrer bewusst werden. Da Du mental aber ständig mit Dir selbst beschäftigt bist, kannst Du Deinen natürlichen Zustand nie erkennen. Daher gibt es Meditationstechniken. Die Technik, die ich am besten finde, ist die des Fühlens. Beginne also, Deine negativen Emotionen anzunehmen und zu fühlen, bis Du mit ihnen verschmilzt. Auf diese Weise näherst Du Dich Deiner Seele. Sie wartet seit langer Zeit auf Dich!

Freitag, 3. Februar 2012

Selbstkritik

Die Fuldaer Zeitung veröffentlichte gestern das Ergebnis einiger Interviews mit Straßenpassanten. Die Frage hieß: „Welche Macken habt Ihr?“ Fünf junge Frauen antworteten:

Die Erste: „Ich trinke den ganzen Vormittag über Kaffee. Nach dem Aufstehen, in der Bahn und an der Arbeit. Ohne Kaffee bin ich schlecht drauf und werde nicht richtig wach.“

Die Zweite: „Seit meiner Schulzeit gönne ich mir so oft es geht ein Mittagsschläfchen. Allerdings bringt das immer meinen ganzen Tagesablauf durcheinander.“

Die Dritte: „Meine Macke heißt Facebook. Ständig gucke ich, ob mir wer geschrieben hat. Ich bin einfach viel zu neugierig und will immer auf dem neuesten Stand sein.“

Die Vierte: „Schuhe kaufen ist meine größte und liebste Macke. Wenn ich schöne Pumps oder Stiefel sehe, kann ich einfach nicht vorbeigehen und muss sie unbedingt haben."

Die Fünfte: „Ich bin viel zu perfektionistisch. Egal ob Abendplanung oder Geschenke kaufen – ich übernehme immer alles. Meine Freunde akzeptieren diese Macke zum Glück“.

Wenn man sich die ersten vier Aussagen anschaut, dann stellt man fest, dass die Macke erst beschrieben und dann kritisiert wird … lediglich die fünfte junge Frau stellte ihre Selbstkritik gleich an den Anfang. Daher stellt sich die Frage, warum wir ständig alles be- und verurteilen?

In unserer Kindheit wurde uns gelehrt, was erlaubt ist und was nicht. Da wir voller Neugier und Lebendigkeit waren, taten wir oft Dinge, die wir nicht durften. Erwischte man uns, wurden wir kritisiert … und ein kleines, kaum wahrnehmbares Schuldgefühl kroch in unsere Seelen.

Als wir erwachsen wurden und endlich das taten, was uns bislang verboten hatten, bekamen wir Schuldgefühle. Sofort übernahmen wir die Rolle unserer Eltern und kritisieren uns selbst.

Wer sich selbst kritisiert, und seien es nur harmlose Macken, der hat immer noch Angst, etwas zu tun, was nicht erlaubt ist. Das Gegenteil von Selbstkritik ist Authentizität. Wer authentisch ist, steht zu seinem Verhalten, seinen Macken und Fehlern. Wer authentisch ist, bemüht sich nicht darum, sein Verhalten zu rechtfertigen, sondern er nimmt seine Macken, Ängste und Schuldgefühle bewusst an ... was nichts anderes bedeutet, als dass er sie fühlt. Wer sie wirklich fühlt, kommt zu dem Punkt, wo er mit ihnen verschmilzt. Das ist der Moment!

Donnerstag, 2. Februar 2012

Hass

Eine Freundin stellte mir neulich die Frage, ob es ok ist, ihre Mutter zu hassen? Sie erzählte mir, dass sie in der Kindheit von der Mutter weder geprügelt noch schlecht behandelt wurde, dass ihr Elternhaus ganz im Gegenteil ganz normal war, so wie bei Millionen von anderen Menschen. Was meint Ihr dazu, findet ihr es ok, Hassgefühle gegen die eigene Mutter zu entwickeln?

Warum haben wir Angst davor, Hass zu akzeptieren? Weil uns beigebracht wurde, dass Hass etwas Schlechtes, Böses ist? Wer Hass in sich fühlt, der bekommt Schuldgefühle. Da Hass aber nur eine Emotion ist, möchte Euch veranschaulichen, was da genau im Gehirn abläuft:

1. Eine Situation im Leben tritt ein, etwas passiert

2. Diese Situation bringt Gedanken hervor

3. Die Gedanken lösen im Gehirn eine physiologisch-chemische Reaktion aus

4. Diese chemische Reaktion bringt ein Gefühl, wie z.B. Hass hervor

5. Das Gefühl bringt wiederum Gedanken hervor

6. Die Gedanken rufen wiederum dasselbe Gefühl hervor und so dreht sich das Rad weiter und weiter.
    Gefühl und Gedanken füttern einander.

Die Internet-Plattform „Lebenshilfe ABC“ beschreibt: „Die Punkte 1 bis 4 dauern nur ein paar Sekunden oder gar nur Millisekunden! Wer seine erste Reaktion, also seine Gedanken über die Situation, nicht im Griff hat, dessen Gefühle werden den weiteren Verlauf der Situation bestimmen … und damit geht jede Kontrolle über die Gefühle verloren.

Wenn es nach den Psychologen geht, dann müsste meine Freundin lernen, ihre Gedanken zu verändern. Dazu wäre eine Therapie notwendig. In deren Verlauf müsste sie herausfinden, welche konkreten Gedanken diese Hassgefühle hervorrufen. Wenn das geschehen ist, muss die ganze Situation neu bewertet werden ... damit neue Gedanken entstehen, die wiederum neue Gefühle hervorrufen.

Also ganz ehrlich, diese Therapie ist zu kompliziert. Bis meine Freundin herausgefunden hat, welche konkreten Gedanken ihre Hassgefühle hervorrufen, ist die alte Frau doch längst gestorben. Ich empfahl meiner Freundin, den Hass einfach anzunehmen und zu fühlen, bis er sich auflöst. Dadurch wird der oben beschriebene Kreislauf unterbrochen ... es kommt gar nicht mehr zu den Punkten 5 und 6. Dann ist der Hass kein Thema mehr!

Dienstag, 31. Januar 2012

Demenz

Spiegel-Online berichtete am 31.01.12, dass Rudi Assauer, eine der bekanntesten Persönlichkeiten der Fußballszene und frühere Manager des FC Schalke 04, an Alzheimer erkrankt ist. Bestätigt wurde die Krankheit vom Münchner Riva-Verlag, der am 6.02.2012 Assauers Biografie veröffentlichte. Die Münchner Abendzeitung zitierte vorweg folgende Stelle aus diesem Buch, das den Titel trägt: „Wie ausgewechselt, verblassende Erinnerungen an mein Leben“:

„Wenn es eine Sache in meinem Leben gibt, vor der ich immer Angst hatte, so richtig Schiss auf gut Deutsch, dann Alzheimer. Bloß nicht diese Nummer. Bloß nicht dement werden im Alter, das schwirrte mir oft im Kopf herum.“

Viele Leute sind sich über den Unterschied zwischen Alzheimer und Demenz nicht im Klaren. Dabei ist es ganz einfach: Demenz ist der Oberbegriff für Erkrankungsbilder, die mit einem Verlust der geistigen Funktionen, wie Denken, Erinnern, Orientierung und Verknüpfen von Denkinhalten einhergehen. Der Alzheimer ist eine von mehreren Erscheinungsformen der Demenz.

Lt. Wissenschaft ist die Ursache von Alzheimer nicht vollständig geklärt. Das klinische Bild zeigt, dass in bestimmten Bereichen des Gehirns die Reizübertragung zwischen Nerven gestört ist. In der Folge schrumpft das Gehirn um bis zu 20%.

Am 9.02.2012 ging es in der ZDF Talkrunde mit Maybrit Illner um das Thema Alzheimer. Während die Diskussionsteilnehmer nur Phrasen von sich gaben, machte der Mediziner, Autor und Journalist Dr. Werner Bartens Gast die Ausnahme: er stand auf dem polarisierenden Standpunkt, dass der Alzheimer zu den erfundenen Krankheiten gehört … für ihn sei es schließlich völlig normal, dass ältere Menschen vergesslich werden. Außerdem, so behauptete er, ist die Angst vor dem Alzheimer schlimmer, als die Krankheit selbst.

Dr. Bartens vertritt meiner Meinung nach einen interessanten Standpunkt … dass nämlich die Angst vor dem Alzheimer schlimmer ist, als die Krankheit selbst. Ich beobachte diesbezüglich seit einiger Zeit meine an Demenz erkrankte Schwiegermutter. Sobald die Rede auf ihre Vergesslichkeit kommt, wehrt sie sich vehement dagegen … sie will davon nichts wissen. Ihr Motiv wurde mir langsam klar … es besteht aus Angst und Scham. Angst davor, den Verstand zu verlieren und Scham, was man über sie denkt.

Meine Schwiegermutter lebt in einem kleinen Dorf, wo es immer noch so ist wie früher ... über alte vergessliche Leute wird heimlich gelacht. Man bezeichnet sie als schled (bekloppt). Dass dieses Verhalten verletzend ist, versteht sich von selbst.

Natürlich hat sie niemals gelernt, ihre Emotionen anzunehmen. Sie identifiziert sich einfach mit ihren Ängsten und wird zum Schauspieler, der sich und anderen eine Rolle vorspielt. Damit trifft Dr. Martens die Sache auf den Punkt: Der Widerstand gegen die Demenz ist schlimmer, als die Krankheit selbst.

Montag, 30. Januar 2012

Das Leben ist die Suche des Nichts nach dem Etwas

Nostalgische Gedanken lösen Gefühle in mir aus, die ich mag. Gleichzeitig ist mir aber bewusst, dass viele Menschen durch Erinnerungen an längst vergangene Tage in depressive Zustände fallen.

Osho sagte häufig, dass das einzige Problem der Menschen darin besteht, dass sie sich mit ihren Gedanken identifizieren … damit hatte er zu einhundert Prozent Recht. Doch diesen einfachen, kleinen Satz zu verstehen, solange man mit Deinen Gedanken identifiziert ist, ist schwierig.

Die Frage nach dem „Wer bin ich?“ beschäftigte seit Anbeginn Philosophen, Dichter und Suchende. Eines musst Du Dir klarmachen: Du kannst nicht Deine Gedanken sein, weil Du nicht das sein kannst, was sich beobachten lässt. Folglich kannst Du nur der Beobachter sein. Klar?

Gibt es also zwei ich´s? Einmal das sich-mit-allem-identifizierende-Ich und zum andern das Ich, das der stille Beobachter ist? Nein, das sich-mit-allem-identifizierende-Ich, das sich ständig in den Vordergrund drängt und alle Aufmerksamkeit auf sich zieht, ist unser persönliches Ich. Und unsere Persönlichkeit verhindert den Blick auf unser wahres Ich ... Du kannst es auch Bewusstsein ... Gott ... oder Ewigkeit oder nennen.

Probleme existieren nur auf der persönlichen Ebene. Denn auf dieser Ebene sind wir in Geschichten verstrickt, die immer wieder Emotionen auslösen. Dagegen findet auf der unpersönlichen Ebene nur die Wahrnehmung dieser Emotionen statt. Christian Morgenstern hat dies sehr gut ausgedrückt: „Das Leben ist die Suche des Nichts nach dem Etwas.“

Für einen Wahrheitssucher gilt dieses Zitat nicht. Er will sich von seinen Identifikationen lösen und sucht nun nach seiner Wirklichkeit. Daher heißt es für ihn: Das Leben ist die Suche des Etwas nach dem Nichts. Denn das persönliche Ich ist der Sucher. Sobald dieser das wahre Ich erkennt, löst er sich im Bewusstsein auf.

Mittwoch, 25. Januar 2012

Trauer

Am letzten Wochenende hat sich völlig unerwartet ein Freund umgebracht. Ich kannte ihn gar nicht persönlich, unser Kontakt bestand nur aus einigen E-Mails. Seine erste E-Mail erhielt ich am 3.12.11, wo er mich um Hilfe bei seinen Problemen bat. Von unserem kleinen Briefwechsel veröffentliche ich nur meine Antworten. Aus ihnen kann man seine Fragen erahnen:


Meine erste Antwort am 4.12.2011:

auch ich hatte einst das Gefühl, beruflich in einer Sackgasse gelandet zu sein. Ich habe dagegen angekämpft, mich selbst der Unfähigkeit beschuldigt und doch konnte ich mich nicht entscheiden, etwas anderes zu tun. Was hätte ich auch tun können? In meinen ursprünglich erlernten Beruf wollte ich nicht zurück, eine andere Qualifikation hatte ich nicht und so habe ich mit meiner Arbeit einfach weiter gemacht. Eines Tages brachte mir das Schicksal einen neuen Weg.

Wir fliegen zum Mond, dringen in die Tiefen der Meere ein, doch was unsere innere Psychologie betrifft, da kennen wir uns nicht aus. Unsere Probleme mögen unterschiedlich sein, doch empfinden wir dieselben Ängste, Widerstände und Depressionen. Wie sollen wir mit diesen Emotionen umgehen?

Die Psychotherapeuten haben erkannt, dass unsere Gedanken unsere Emotionen hervorrufen. Daraus schließen sie, dass wir unsere Gedanken ändern müssen, um bessere, positive Gefühle zu haben. Ist das möglich? Kannst Du Deine Gedanken ändern, die Dich in die Depression treiben? Probiere es aus, die niedrige Erfolgsquote zeigt, dass das nicht funktioniert.

Die grundsätzliche Problematik im Leben der Menschen besteht darin, dass sie das, was ist, nicht annehmen wollen. Und dieser Widerstand erzeugt negative Emotionen. Daher muss die Frage beantwortet werden, wie wir mit diesen Emotionen umgehen sollen.

Alle erwachten Meister sagen, dass wir unser Leben, so wie es ist, annehmen sollen. Allerdings sind sie in einem Punkt ungenau: Sie sagen nie, wie dieses „Annehmen“ genau funktioniert. Hier also mein Rat: wenn Du etwas annehmen, also mit Dir selbst in Frieden kommen willst, dann kommst du um das Fühlen nicht herum. Mit anderen Worten musst Du lernen, Deine auftretenden Emotionen zu fühlen … und nicht einfach nur wahrnehmen. Alle negativen Emotionen, wie z.B. Angst lösen sich auf, wenn Du Deine volle Aufmerksamkeit auf sie richtest und fühlst. Denn dann kannst du darüber nicht nachdenken. Wenn Du es richtig machst, dann wirst Du plötzlich erleben, dass Du mit der Angst verschmilzt. Ebenso verfahre mit Depressionen, Ärger, Wut usw.

Osho hat diese Technik im Vigyana Bhairava Tantra beschrieben. Sie ist die einzige Hilfe, die ich Dir anbieten kann. Was Deinen Job betrifft, so weiß ich nicht, ob Du weitermachen oder etwas Neues wagen sollst. Nichtsdestotrotz hoffe ich, dass ich Dir behilflich sein konnte.

LoL
Monas



Meine zweite Antwort am 5.12.2011:

wenn das Haus brennt, fragst Du dann, warum es brennt? Wenn Du Depressionen hast, spielt es dann eine Rolle, warum Du sie hast? Ich war fast mein ganzes Leben lang traurig. Obwohl ich die Ursachen kannte, konnte das meine Traurigkeit nicht auflösen.

Stimmungsschwankungen sind typische Merkmale der Depression. Warum entscheiden wir uns immer für das Obenauf und lehnen das Unten ab? Lade Deine Depression in aller Freundlichkeit ein, umsorge sie wie einen lieben Gast. Widme Dich ihr, wie ein Sammler seinen Briefmarken …fühle sie, wie ein Geiger seine Musik. Sie ist nichts Schlimmes, sie will Dir nichts Böses. Sie erinnert Dich nur daran, heil und ganz werden zu wollen.

Als ich 1979 nach Pune fuhr, hatte ich vier Lebensthemen, die ich unbedingt lösen wollte. Eines davon war das Thema „Berufsfindung“. Wieviel Kopfarbeit ich darin investiert habe, wie viele schlechte Stimmungen aus diesen Gedanken heraus entstanden sind! Ich weiß auch heute noch immer nicht, was ich werden will. Inzwischen belustigt mich das Thema.

Mache das Fühlen zu Deiner täglichen Meditationspraxis. Wann immer ein negatives Gefühl auftaucht, mache es wie ein Erwachter: nimm es an, fühle es und verschmilz mit ihm. Reagiere nicht in gewohnter Weise und analysiere nicht, das füttert nur Dein Leiden. Nach und nach wirst Du sehen, dass diese Technik funktioniert.

LoL
Monas


Meine dritte Antwort am 17.12.2011:

natürlich leben wir in verschiedenen Bereichen. Du magst verschiedene Facetten haben, doch dahinter bist Du immer das Eine, das Sein Licht verbreitet. Und natürlich musst Du Deinen Job gut machen, denn das schuldest Du Deinem Arbeitgeber. Wusstest Du, dass Depressionen in der BRD die Hauptursache für Arbeitsunfähigkeit und Frühverrentung sind?

Die Kunst des Lebens besteht darin, die Dinge so anzunehmen, wie sie sind. Warum ist das so schwierig? Weil wir nicht akzeptieren wollen? Ist das Leben denn ein Wunschkonzert? Sind es nicht unsere Wünsche, die aus unserem Leben eine Hölle machen? Wenn Du also gekündigt wirst, dann wirst Du gekündigt. Denkst Du, dass das Leben dann nicht weitergeht?

Über Deine Beziehung vermag ich nichts zu sagen. Da müsste Dein/e Partner/in schon selber Stellung nehmen. Aber warum suchst Du nach einem Halt? Denkst Du dass es Sicherheit gibt? Dieses Sicherheitsbedürfnis ist die oberste Maxime des Denkens. Und so lange Du mit Deinem Denken identifiziert bist, bleibst Du in Deiner unaufhörlicher Furcht eingeschlossen.

Habe ich je Medikamente genommen gegen meine Traurigkeit? Nein, meine Depressionen hatte ich vor allem in meiner Kindheit und dann noch einmal ziemlich stark in den Jahren 1975 bis 1979. Und da hat mir nichts und niemand geholfen. Ich hab mich total einsam gefühlt. Irgend jemand hat mal gesagt, dass das Alleinsein beginnt, wenn die Einsamkeit aufgehört hat. Das kann ich voll unterstreichen. Ich habe seit einigen Jahren mein Interesse an meinen alten Freunden verloren. Ich lebe in einer Beziehung, aber eigentlich für mich alleine und es geht mir gut dabei.

LoL
Monas



Meine vierte Antwort am 18.12.2011:

Weisheit ist in jedem Menschen vorhanden. Sie findet ihren Ausdruck stets dann, wenn der Mind sein eigenes Zentrum erkannt hat ... Wenn Du glaubst, dass Dir meine Worte Kraft geben, dann hole Dir die Kraft so oft und so viel, wie Du willst ... Spielt es denn eine Rolle, ob Deine Depression das Problem ist oder ob da etwas Anderes dahinter steckt? Zunächst einmal ist Deine Depression vorhanden und will angenommen werden. Dann kannst Du schauen, ob etwas dahinter steckt.

Kampf setzt voraus, dass man gegen etwas ist. Nehmen wir Deine Depression. Das Beenden Deiner Depression fängt genau an dem Punkt an, wo Du aufhörst, sie zu bekämpfen. Deine Depression ist im Grunde deswegen da, weil sie angenommen werden will. Versuche daher nicht, ihr aus dem Weg zu gehen. Sei es, indem Du Verantwortung ablehnst, den Alltag zu meistern ... körperliche Anstrengung meidest oder einfach ins Bett flüchtest. All das wird Dir nicht helfen ... Das Leben ist kein Wunschkonzert. Und es ist schön so, wie es ist. Aber das musst Du selbst herausfinden. Wenn Du es nur glaubst, weil ich es sage, wird es nicht Deine Wahrheit sein.

Bist Du fähig, Deine gesamte Aufmerksamkeit auf Deine Depression zu richten? Wenn Du das tust, dann handelst Du im Hier und Jetzt. Solange Du Dich gegen Deine Depression wehrst, bist Du in der Zeit. Verstehst Du das? Mind will analysieren, beurteilen und verändern. Das bringt die Zeit ins Spiel. Ganz nach dem Motto: "Mein Leben fühlt sich mies an, aber wenn ich es schaffe, es irgendwie zu verändern, wird es mir bald besser gehen." Ist das wirklich wahr, kann der Verstand wirklich das Leben verändern? Osho beschrieb die Kunst des Beobachtens einmal so: sie ist ein vertikaler Prozess, der von einem A zu einem tieferen A und von dem tieferen A zu einem noch tieferen A geht. Zeit dagegen schreitet auf der horizontalen Ebene von A nach B nach C usw. voran.

Worauf bezieht sich Dein Wissen, dass es keinen Halt gibt? Hast Du es von Osho gehört oder von Anderen oder in Büchern gelesen? Falls ja, ist es nicht Dein eigenes Wissen und nicht Deine eigene Erkenntnis. Um die Frage für Dich zu klären, kannst Du nur eines tun: Du musst dieses Sicherheitsbedürfnis gründlich untersuchen. Wo genau befindet es sich? Wie fühlt es sich an? Beobachte es und Du wirst die Antwort finden ... Kann man Sicherheit einfach so loslassen? Was hält einen ab, das loszulassen, was nicht existiert? Ist es Angst? Angst vor dem, was passieren könnte? Was ist Angst? Bist Du bereit Dich Deiner Angst zu stellen und mit ihr zu verschmelzen? Wenn ja, dann erkennst Du, ob Sicherheit etwas Natürliches oder eine Illusion ist.

LoL
Monas


Nach meiner letzten Antwort hat er mir nicht mehr geschrieben. Am 23.01.2012 hörte ich, dass er seinem Leben ein Ende gesetzt hat. Ich zog mich zurück, um mich der Trauer zu widmen, die sich in mir ausbreitete. An diesem Tag kreisten meine Gedanken immer wieder um den Selbstmord und lösten immer wieder Gefühle von Trauer aus. Ich blieb still bei dieser Trauer und verschmolz mit ihr. In der folgenden Nacht schlief ich unruhig … wachte mehrmals auf, weil meine Gedanken arbeiteten und immer wieder für neue Trauer sorgten. Und wieder und wieder verschmolz ich mit diesen Gefühlen. Irgendwann wurde ich mir plötzlich einer tiefen Scham bewusst, die sich hinter meiner Trauer verbarg. Als ich sie annahm und mit ihr verschmolz, war die emotionale Belastung, die mir dieser Selbstmord bereitet hatte, endgültig verschwunden.

Donnerstag, 19. Januar 2012

Selbstbewusstsein

Eine meiner Nichten wollte wissen, wie man selbstbewusster wird. Zunächst einmal habe ich bei Wikipedia nachgeschaut, um herauszufinden, was dort zu "Selbstbewusstsein" geschrieben wird:

1. Dieser Begriff hat mehrere Bedeutungsebenen. Zum einen wird darunter das aktive, durch innere Denkvorgänge herbeigeführte Erkennen der eigenen Persönlichkeit verstanden … die Frage „Wer oder was bin ich?“ kann als Ergebnis dieses Denkvorgangs gewertet werden. Ferner zählt zum Erkennen und definieren der eigenen Person bzw. Persönlichkeit auch das, was andere über mich denken.

2. Ein selbstbewusster Mensch muss vier Dinge in besonders starkem Maß in sich verspüren: Vertrauen, Zuversicht, Gewissheit und Sicherheit. Mit diesen Attributen kann man seiner Zukunft relativ optimistisch, angstfrei, sorglos und unbekümmert entgegengehen.

Ich möchte zu diesen Punkten Stellung nehmen:

Punkt 1: Ich stimme Wikipedia zu: Die Stärke der eigenen Persönlichkeit wird durch Auseinandersetzung mit der Umwelt erkannt und das Erkennen der eigenen Persönlichkeit durch innere Denkvorgänge herbeigeführt. Dagegen wird das, was sich jenseits der Persönlichkeit verbirgt, nicht durch Denkvorgänge bewusst.

Punkt 2: Ich stimme zu, dass ein selbstbewusster Mensch Vertrauen, Zuversicht, Gewissheit und Sicherheit in besonders starkem Maß in sich verspürt. Was Wikipedia jedoch verschweigt, ist die Tatsache, dass auch der selbstbewusste Mensch nicht frei von Schwächen und Zweifel ist.

Das Wort „Persönlichkeit“ stammt vom lateinischen Wort „persona“ ab und bedeutet „Maske des Schauspielers.“ Ein Blick ins Altertum sagt uns, dass sich die römischen Schauspieler Masken vor ihre Gesichter hielten, durch die sie ihre Rollen darstellten. Damit wird klar, warum die Frage: "Wer oder was bin ich?" nicht durch das Denken beantwortet werden kann. Unsere Persönlichkeit ist nur eine äußere Fassade.

Nun zur Frage, wie man sein Selbstbewusstsein stärken kann. Die psychologischen Ratgeber im Internet schlagen zahlreiche Übungen vor, von denen die meisten meiner Meinung nach wertlos sind. Wer ein schwaches Selbstbewusstsein hat, dem können Vorschläge wie z.B.: „Schau Dich in einem Spiegel an … sieh Dir tief in die Augen … und sage Dir dabei: Ich bin einzigartig, einmalig und akzeptiere mich so, wie ich bin“ nicht wirklich weiterhelfen.

Selbstbewusstsein heißt, zu seinen Schwächen zu stehen. Die wirksamste Technik, dies zu tun, besteht darin, ihnen fühlend zu begegnen. Wer Misstrauen, Verzweiflung, Unsicherheit oder Angst in sich verspürt, der sollte sich nicht anstrengen, diese Schwächen zu überspielen. Sie sind einfach zum Fühlen da, nicht zum Verdrängen. Übe also, diese Gefühle anzunehmen, bis Du mit ihnen verschmilzt. Das bringt Dich in Deine Mitte und genau dort liegt Deine wahre Stärke!

Dienstag, 17. Januar 2012

Johnny Depp

„Johnny Depp betrügt seine Vanessa“, berichtete die deutsche Klatschpresse am 16.01.12. Nach 14 Jahren wilder Ehe soll der „Pirat der Karibik“ eine Affäre mit seiner Schauspielkollegin Eva Green haben. Was mich wundert und schon immer gewundert hat, ist die Frage, warum ein Seitensprung ein Betrug sein soll?

Lt. Herkunftswörterbuch bedeutet Betrug „Irreführung, Täuschung“. Ein sexueller Kontakt mit einem anderen Partner ist demnach eine Irreführung bzw. Täuschung. Worin besteht diese Täuschung? Darin, dass man seiner/m Partner/in die ewige Treue geschworen und das Versprechen nun gebrochen hat? Oder ist die Erwartung der Treue ein Anspruch, der in den Moralvorstellungen der Gesellschaft zu finden ist?

Schaut man ins Herkunftswörterbuch, dann bedeutet der Begriff Treue: „stark, fest wie ein Baum.“ Demnach fühlt sich die betrogene Vanessa Paradis, ebenso wie alle betrogenen Partner, zurückgewiesen und in ihren Grundfesten erschüttert. Kann man sich auf dieses Gefühl von „Grundfestigkeit“ verlassen oder ist es trügerisch, weil Sicherheit eine Illusion ist?

Die Aussagen von frisch Verliebten bezeugen, dass man in der Gemeinsamkeit eine nie gekannte Stärke fühlt: „Durch Dich hat mein Leben endlich einen Sinn bekommen … nun weiß ich, wofür ich lebe.“ Offensichtlich sind wir auf die Idee fixiert, dass ein Partner den großen Traum von der großen, ewigen Liebe erfüllen wird … obwohl jedermann weiß, dass große Hitze immer abkühlt ... es ist nur eine Frage der Zeit.

Die große Liebe, die uns der Partner letztlich nicht geben kann, verbirgt sich in Wirklichkeit tief in unserem Inneren. Doch dort suchen wir nie. Wer also seine/n Partner/in „betrügt“ oder von ihm/ihr "betrogen" wird, hat sich in Wirklichkeit längst selbst betrogen.

Samstag, 14. Januar 2012

Meditation

Letztens hat mich eine Freundin gefragt, wie lange ich eigentlich täglich meditiere? Die Antwort war einfach: Ich meditiere schon lange nicht mehr regelmäßig, höchstens nachts, wenn ich aufwache und nicht einschlafen kann. Doch was ist Meditation eigentlich?

Schaut man bei Wikipedia nach, dann werden für das Wort „meditieren“ verschiedene etymologische Wurzeln angeführt: „nachdenken, nachsinnen, heilen.“ Des Weiteren heißt es, dass sich der Geist durch Achtsamkeit- und Konzentrationsübungen beruhigen und sammeln soll. Die angestrebten Bewusstseinszustände werden mit Begriffen wie Stille, Leere, Eins-Sein, im Hier-und-Jetzt-sein oder frei-von-Gedanken-sein beschrieben. Das ist keine schlechte Beschreibung.

Im habe knapp zwanzig Jahre lang regelmäßig meditiert. Und zwar eine Stunde täglich. In den ersten Jahren waren das die von Osho vorgeschlagenen Techniken, Kundalini, Dynamische Meditation, Nadabrahma usw. und später bin ich einfach nur noch still dagesessen. Wenn man nur still da sitzt, wird man unweigerlich von seinen Gedanken dranglasiert. Um endlich die Stille und Leere zu erfahren, von denen alle spirituellen Meister und esoterischen Bücher berichten, habe ich immer wieder versucht, meine Gedanken zu verdrängen. Doch das war ein hoffnungsloses Unterfangen, denn Gedanken lassen sich nicht kontrollieren.

Meditieren und Meditation sind zwei verschiedene Dinge. Der Unterschied besteht darin, dass das Meditieren ein Tun und Meditation der angestrebte Bewusstseinszustand ist. Verstehst Du das? Dieser angestrebte Bewusstseinszustand wird nicht durch das Meditieren erzeugt, sondern er ist immer da ... so wie der Himmel, der nicht erst dann entsteht, wenn die Wolken verschwinden.

Alle Meditationstechniken wollen den Raum jenseits des Denkens erfahren. Je nach Meditationstechnik ist dazu Konzentration oder Achtsamkeit erforderlich. Wer z.B. in das Licht einer Kerze starrt, muss sich konzentrieren. Wer einfach nur still da sitzt, muss aufmerksam sein, ohne jedoch seine Aufmerksamkeit auf irgendetwas zu richten. Denn je aufmerksamer man ist, desto weniger Energie bleibt für das Denken übrig. Da aber niemand länger als eine Minute wirklich aufmerksam ist, bekommt das Denken wieder Energie und der ganze Kampf beginnt von vorne. Die ganze Kunst des Meditierens besteht also darin, die Meditationstechnik zu finden, die einem leicht fällt.

Osho betrachtete das Meditieren als Vorbereitung für den Tag, an dem die Existenz den Sucher mit der Wahrheit konfrontiert. Ein unvorbereitetes Erwachen könnte nämlich brutal und grausam sein ... ja, es könnte sogar töten. Denn die Erkenntnis, dass reines Bewusstsein zu sein, ist für den Geist ein Schock. Nichtsdestotrotz ist es das Größte, was einem Menschen widerfahren kann ... vor allem deshalb, weil man dann nicht mehr versucht, etwas Besonderes darzustellen. Man ist dann einfach der, der man ist; nämlich ein ganz gewöhnlicher Mensch.

Freitag, 13. Januar 2012

Wie Krankheiten entstehen

Vor einigen Tagen rief mich ein alter Freund an und wir plauderten über die alten Zeiten. Bald kamen wir auf das Thema Gesundheit zu sprechen und er erzählte mir, dass ihn verschiedene Krankheiten plagen. Auf meine Frage, wie Krankheiten eigentlich entstehen, meinte er, dass die Ursachen in Genetik und Psyche zu suchen seien. Damit hatte er wohl recht.

Was ist Psyche eigentlich und welchen Einfluss hat sie auf unsere genetische Veranlagung? Mit Psyche meinen wir den Bereich, der für unser Gefühlsleben verantwortlich ist. Wir können ihn auch Seele nennen. Wenn in unserer Seele Harmonie besteht, dann empfinden wir Wohlbefinden. Ist dieser Bereich mit unterdrückten Gefühlen angefüllt, dann fühlen wir uns zerrissen und voller Schmerz.

In unserer Kindheit müssen wir vieles lernen. Wenn wir die Schule verlassen, dann haben wir zwar Wissen über Geschichte, Erdkunde, Biologie, Fremdsprachen und Mathematik angehäuft, doch niemand hat uns beigebracht, wie wir mit unseren negativen Emotionen umgehen sollen. Daher verdrängen wir sie in unser Unterbewusstsein. Mit der Zeit erschaffen wir dort ein negativ gepoltes Energiefeld. Der Bewusstseinslehrer Eckhart Tolle nannte es "Schmerzkörper". Dieser ähnelt einer primitiven Lebensform, die Futter zum Überleben braucht. Daher sind wir stets bereit, uns zu ärgern und zu streiten. Doch hat dieses negative Energiefeld eine schlechte Wirkung auf Körper und Geist. Je länger und nachhaltiger dies geschieht, desto intensiver wachsen die Voraussetzungen, die genetische Krankheiten brauchen, um auszubrechen.

Du hast die Möglichkeit diesem Dilemma zu entkommen. Die Technik, die Dir dabei hilft, ist ganz einfach: Fühle Deine Emotionen! Fühlst Du Dich beleidigt, verletzt oder ungerecht behandelt, dann achte nicht auf Deine Gedanken, sondern nehme diese seelischen Zustände an. Bleibe bei Deinen negativen Emotionen und fühle sie. Tu das so lange, bis Du mit ihnen verschmilzt. Beherrscht Du diese Technik, dann wirst Du eines Tages feststellen, dass Du anfängst, Deine negativen Emotionen zu mögen. Nun wird nichts mehr ins Unterbewusstsein verdrängt und Dein negativ gepoltes Energiefeld baut sich langsam ab. Dein Körper wird es Dir mit Gesundheit danken.

Dienstag, 10. Januar 2012

Farewell Wolfi

Heute Morgen schreckte mich die Zeitungsnotiz: „Der Schauspieler Towje Kleiner ist in der Nacht vom 8. auf den 9. Januar 2012 überraschend gestorben.“ Ich habe Wolfi, wie er von seinen Münchner Freunden genannt wurde, das letzte Mal vor etwa zehn Jahren getroffen. Wir saßen damals im Café „Münchner Freiheit“. Mit von der Partie war unser gemeinsamer Freund Fryderyk (Zwi) Gabowicz († 2007). Wir erinnerten uns an die alten Zeiten und lachten.

Ich habe Wolfi ungefähr im Jahr 1963 kennengelernt. Besonders viel Kontakt hatten wir in den Jahren 1969 bis 1974. Wir haben beide früh geheiratet. Unsere Frauen mochten sich und so besuchten wir uns gegenseitig so oft, wie wir konnten. Zunächst in Tel Aviv und später in München. Nie habe ich mehr gelacht in meinem Leben, als mit ihm. Er hatte eine Art von Humor, die mich vollkommen erschlug. Allerdings ging es ihm Anfang der 70er Jahre wirtschaftlich schlecht, er stand ja erst ganz am Anfang seiner Schauspielerkarriere.

Die Nachricht von seinem Tod hat mich getroffen. Ich musste mich in ein stilles Eck setzen, um mich den Gefühlen zu stellen, die mich übermannten. Wann immer Traurigkeit in mir auftaucht, dann ergehe mich nicht im Weltschmerz, nein ... ich richte meine Aufmerksamkeit ganz auf das Gefühl. In diesem Fall war es mächtig, es breitete sich in Kopf, Hals und Brust aus und bald musste ich weinen. Ich beobachtete das Gefühl weiter ... bis ich schließlich mit ihm vollständig verschmolz.

Eine Episode, die Wolfi bestens beschreibt, ist mir in Erinnerung geblieben. 1965 fuhr ich mein erstes Auto. Es handelte sich um einen gebrauchten Opel Olympia, der häufig kaputt war. Eines Tages ließ sich mein Seitenfenster nicht mehr bewegen. Wolfi machte damals gerade eine Lehre zum Kfz-Mechaniker und so war es Ehrensache, dass er die Reparatur machte.

Am frühen Abend trafen wir uns in der Leopoldstraße und Wolfi begann mit seiner Arbeit. Als es  drei Stunden später langsam dunkel wurde und er nichts mehr sehen konnte, baute er die Fahrertür kurzerhand aus und bearbeitete die Mechanik der Fensterkurbel im Licht einer Straßenlaterne. Gegen 22:00 Uhr verlor er die Nerven, beschimpfte das Autofenster  … und machte sich dann aus dem Staub. Mir blieb nichts anderes übrig, als die Tür in den Kofferraum zu packen. Dann fuhr ich tagelang türlos durch die Gegend, immer in der Hoffnung, dass Wolfi seine Arbeit zu Ende machen würde. Doch das geschah nie. Also musste ich sparen, bis ich mir eine ordentliche Werkstatt leisten konnte.

Ja, so warst Du, Wolfi. Ein liebenswürdiger Chaot nicht nur in Deinen Filmrollen. Farewell also ... und sollte ich Dich jemals wiedersehen, werden wir über diese und andere Geschichten lachen ... und immer wieder lachen. Denn für das Lachen warst Du zuständig. So behalte ich Dich in Erinnerung.

Montag, 9. Januar 2012

Paradigmenwechsel

Am 7.01.2012 veröffentlichte die „Welt am Sonntag“ ein Interview mit Sandra N.. Die frühere Strategieberaterin des Starökonomen Nouriel R. sieht für eine schnelle Lösung der Finanzkrise derzeit wenig Chancen. Sie meinte: „Wir müssen uns an sinkenden Wohlstand gewöhnen.“ Auf die Frage, warum in einigen Jahren alles wieder besser sein soll, antwortete sie: „Die Krise ist die Chance zum Umdenken. Jetzt ist es Zeit für einen Paradigmenwechsel. Dazu müssen wir Werte und Wachstum neu definieren.“

Die derzeitige Weltkrise ist tatsächlich eine Chance zum Umdenken. Doch ein Paradigmenwechsel, der sich nur auf den Bereich der Wirtschaftskrise bezieht, ist die alte Gier im neuen Gewande. Denn notwendig ist ein Umdenken in Sachen Klimawandel, sozialer Gerechtigkeit, Verbreitung von Nuklearwaffen, Weltüberbevölkerung und Nahrungs- und Trinkwassermangel. Doch wie denkt man um?

Der menschliche Verstand ist seit Millionen von Jahren auf dasselbe Grundmuster programmiert: „Ich will haben ... ich will jemand sein“ Buddha nannte es Gier, Jesus einen Mangel an Nächstenliebe. Doch wie auch immer wir es nennen, dieses „Ich will haben … ich will jemand sein“ ist genau die Ursache, warum uns die Probleme über den Kopf wachsen.

Eines ist klar: Dieses Grundmuster ist tief in unser Unterbewusstsein eingedrungen. Wie Du weißt, bedient sich unser Denken aus den Schubladen der bewussten und unbewussten Erinnerungen. Solange Du mit Deinem Denken etwas zu organisieren oder planen hast, ist alles in Ordnung. Wenn das Denken jedoch die Führung in Dir übernimmt – und das tut es – dann wird die Sache gefährlich.

Was ist die oberste Maxime des Denkens? Es ist auf höchstmögliche Sicherheit aus. Deine Wünsche nach Geld, Besitz und Vermögen sprechen jedenfalls eine deutliche Sprache. Wenn Du wissen willst, warum Dir so viel an materieller Sicherheit gelegen ist, dann frage Dich, was Du am meisten fürchtest in Deinem Leben? Ist es nicht die Unsicherheit?

Das größte Problem, das vom Denken hervorgebracht wird, ist der Glaube, ein Ich zu sein. Jedermann glaubt es, ob reich oder arm ... gesund oder krank, es scheint eine unbezweifelbare Tatsache zu sein. Doch stimmt sie auch? Ist dieses Ich, das als kleiner Niemand oder als berühmter Jemand auftreten kann, wirklich existent? Alle großen Weisen haben uns gelehrt, dass dieses Ich nicht existiert … dass es nur eine Illusion ist.

Die Frage nach dem Ich ist die Frage nach dem größten Geheimnis im Leben. Ist es möglich, dass dieses Ich einfach nur ein Denkvorgang ist ... kann das sein? Es ist doch schließlich so, dass wenn ein Mensch einen Wunsch hat, er sich in Gedanken sagt: „Ich will das haben.“ Wer aber ist dieses Ich, das Wünsche realisieren … also haben will? Mach Deine Augen zu und gehe tief hinein in Dich und forsche nach. Gibt es irgendwo ein Ich … hält es sich irgendwo versteckt?

Warum ist die Frage nach dem Ich so wichtig? Weil dieses Ich die Welt in mein und Dein trennt. Und jede Trennung bedeutet Schmerz. Jeder, der jemals etwas Geliebtes verloren hat, weiß um diesen Schmerz. Dem Menschen ist jedoch gar nicht bewusst, dass er diesen Trennungsschmerz in jedem Augenblick durchlebt. Denn die Trennung ist innen … Du bist kein Ganzes. Du bist innerlich geteilt … und diese Teilung schmerzt. Und sie bewirkt die äußere Teilung in der Welt … und diese äußere Teilung zeigt sich im Egoismus, in Streitereien und Kriegen.

Die Nichtexistenz des Ichs lässt sich durch eine Tatsache beweisen: Der Mensch ist fähig, sein eigenes Denken zu beobachten. Und logischerweise kannst Du das, was Du beobachtest, nicht selber sein. Verstehst Du das? Daher stellt sich die Frage: „Wer bist Du in Wirklichkeit?“

Leider kannst Du Dich nur bis zu einem bestimmten Punkt beobachten. Vielleicht spürst Du, dass Du mehr bist als ein begrenztes Ich. Lösen kannst Du diese Frage nicht wirklich, denn wenn die Antwort aus Deinem Denken kommt, dann kann sie angezweifelt werden. Die wahre Antwort kann Dir nur enthüllt werden. Du musst sie auf einer Ebene erkennen, die vom Denken nicht erfasst werden kann. Wenn das passiert, dann geschehen Wunder. Der Paradigmenwechsel wird von ganz allein in Gang gesetzt. Die Angst vor der Unsicherheit wird verschwinden. Und tausend Dinge, die mit dem Ich verbunden sind, werden sich nach und nach auflösen. Frieden wird einkehren, in Dir … und durch Dich in der ganzen Welt.

Donnerstag, 5. Januar 2012

Integrität

Gestern zeigte die Biathletin Magdalena Neuner, warum wir Schwierigkeiten haben, integer zu sein. Das deutsche Biathlon-Quartett war im Staffelrennen in Oberhof bereits auf Siegkurs, als sich Magdalena Neuer als Schlussläuferin im letzten Stehendschießen vier Strafrunden einhandelte. Die Fuldaer Zeitung beschrieb in ihrer heutige Ausgabe:

„Mit versteinerter Miene lief Magdalena Neuner über die Ziellinie. Kein Lächeln, kein Gruß an die Zehntausenden von Fans – nach ihrem Staffel-Debakel hätte sich die Rekordweltmeisterin am liebsten in Luft aufgelöst. „Es tut mir leid“ sagte die 24-Jährige, als ihre drei Teamkolleginnen sie tröstend in die Arme nahmen.“

Das Problem, über das ich hier schreiben möchte, besteht darin, dass wir darauf programmiert sind, das abzulehnen, was wir nicht mögen. Wenn wir siegen, jubeln wir … wenn wir verlieren, leiden wir. Damit teilen wir die Welt in "gut" und "schlecht". Das Wort Integrität hingegen bedeutet: „unversehrt - intakt - vollständig“. So lange wir also etwas in uns ablehnen, können wir nicht ganz sein. Denn dann sind wir versehrt ...  beschädigt ... unvollständig. Verstehst Du das?

Was bedeutet es, ganz zu sein? Es bedeutet alles anzunehmen ... sogar das, was wir nicht mögen. Das psychologische Leiden entsteht daher nur deshalb, weil wir Gefühle ablehnen, die wir hassen. Um integer, also ganz zu sein, müssen wir in unsere Mitte kommen. In der Mitte unterscheiden wir nicht zwischen Freud und Leid. Dort sind gute oder schlechte Gefühle gleichermaßen willkommen.

Man muss sich nicht in Luft auflösen - das geht schließlich nicht - wenn man vor Scham am liebsten im Erdboden verschwinden will. Es genügt, wenn man mit der Scham verschmilzt, die durch irgendein Erlebnis ausgelöst wird. Wenn man es nicht tut – und niemand tut es - dann lebt man das Leben eines Automaten … völlig unbewusst.

Sonntag, 1. Januar 2012

Happy New Year und andere Wünsche

Meinen wir es wirklich ernst, wenn wir jedem Menschen, der uns über den Weg läuft, ein gesundes und glückliches neues Jahr wünschen? Oder sagen wir es nur, weil es sich so gehört? Vielleicht glaubst Du auch, dass Glückwünsche wichtige soziale Aspekte erfüllen. Welche denn? Kannst Du jeden Menschen leiden, zum dem Du sagst: „Herzliche Glückwünsche zum Geburtstag“? Ist hier nicht Heuchelei und Oberflächlichkeit im Spiel? Warum also sagen und tun wir Dinge, die wir gar nicht so meinen?

Angst vor Strafe ist die Erziehungsmethode, mit der Kinder an die gesellschaftlichen Regeln angepasst werden. Deswegen fürchten wir uns häufig, aus der Rolle zu fallen. Im Laufe unseres Lebens legen wir verschiedene Verhaltensmuster ab, doch macht uns das wirklich authentisch? Authentizität bedeutet „keine-Angst-haben-zu-sich-selbst-zu-stehen.“ Lasse diesen Satz in Dich sacken: „Keine-Angst-haben-zu-Dir-selbst-zu-stehen.“ Eine ungeheuere Sache!

Wenn man zu sich selbst steht, ist Angst unausweichlich. Schließlich verstößt Du gegen gesellschaftliche Regeln. Viele Leute werden Dich ablehnen und das bringt unweigerlich Angst ins Spiel. Doch der Punkt ist, dass Du nur dann stark bist, wenn Du authentisch bist. Außerdem ist Angst nur eine Emotion ... man muss also keine Angst vor ihr haben. Ängste und andere Emotionen lassen sich einfach bewusst auflösen. Es ist nicht notwendig, sich mit ihnen herumzuplagen.

In diesem Sinne wünsche ich Dir, dass Du im kommenden Jahr den Mut findest, zu Dir selbst zu stehen. Das wäre wahrlich ein gesundes und glückliches neues Jahr.