Samstag, 3. März 2012

Anerkennung

Am 2. Februar 2012 befragte Frank Plasberg seine Gäste in seiner TV-Sendung „plasberg persönlich“, wie sie damit umgehen, wenn das Leben nicht glatt verläuft und Schicksalsschläge und Irrtümer den Weg versperren.

Eine der Gäste, die Schauspielerin M. Sch., die vor 12 Jahren als Pornodarstellerin Gina Wild bekannt wurde, versicherte, Frieden mit ihrer Vergangenheit gemacht zu haben. Sie schränkte aber ein, dass sie sich maßlos darüber ärgere, von „irgendwelchen Provinzjournalisten“ immer noch auf ihre früheren Rollen reduziert zu werden. Da wurde mir klar, dass Frau Sch. nicht wirklich Frieden mit ihrer Vergangenheit geschlossen hat.

Das psychologische Online-Lexikon „Lebenshilfe-abc“ beschreibt Anerkennung so: „Der Wunsch nach Anerkennung ist normal und verständlich. Wir wollen, dass andere sehen und schätzen, was wir tun. Wir wollen für wichtig genommen und respektiert werden. Problematisch wird es, wenn man mit sehr viel Kritik und Ablehnung aufgewachsen ist. Denn dann fühlt man sich minderwertig und glaubt, ohne die Anerkennung der anderen nicht leben zu können.“

Da wir die Zeit nicht zurückdrehen können, ist es auch nicht mehr möglich, die Anerkennung unserer Eltern zu bekommen. Wer mit Kritik und Ablehnung aufgewachsen ist, kann seine Wut auf seine Eltern natürlich auch an einem Kissen auslassen. Aber die erwünschte Anerkennung wird er dadurch auch nicht bekommen. Wer daher wie M. Sch. im besonderen Maß von Anerkennung abhängig ist, dem bleibt nichts anderes übrig, als seinen Ärgers über die Missachtung anzunehmen. Wer es schafft, diesen Ärger geduldig zu fühlen, bis er mit ihm verschmilzt, der hat auch die Geduld zu warten, bis er die Anerkennung bekommt, die er verdient.

1 Kommentar:

  1. Ja, die Anerkennung, die man braeuchte, wenn man sie moechte, aber dann halt nie genug... aeltere Leute (also in meinem Alter) stellen sich mir in den Weg (ehrlich). Sie greifen zu "negative attention"... Koerperliche Probleme und Gebrechen muessen herhalten, um ein bisschen Aufmerksamkeit zu ergattern, als waere man noch das Baby und die Mama blaest auf die Schrammen... Es werden Detailschilderungen ueber Krankheiten ausgefuehrt, gerne auch wiederholt, und teils auch vorgezeigt, bis ich mich energisch gegen solchen "geriatric exhibitionism" zur Wehr setzen muss. Ist einfach skandaloes!

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