Montag, 5. März 2012

Identifikation

Derzeit finden im bayerischen Wintersportort Ruhpolding die Biathlon-Weltmeisterschaften statt. Während des 10km Verfolgungsrennens der Damen zitierte der TV-Reporter die Biathletin Andrea Henkel, die zwei Tage zuvor im 7,5 km Sprintrennen nur Platz 34 erreicht hatte. Sie sagte: „Bei uns gilt die Zwei-Stunden-Regel: Zwei Stunden ärgern nach einer schlechten Leistung - und dann ist gut.“

Die modernen Trainer wissen, dass man sich schwächt, wenn man sich ärgert. Also leiten sie ihre Schützlinge an, über Schießfehler nicht lange nachzudenken: Abhaken und weitermachen ist die Devise. Die Zwei-Stunden-Regel scheint also hilfreich zu sein … doch sie hat eine entscheidende Schwäche … sie ist um zwei Stunden zu lang.

Beobachte einmal ganz genau, was passiert, wenn Du Dich ärgerst. Dann fängst Du nämlich an, zum Ärger zu werden. Mit anderen Worten, nimmt der Ärger Dein ganzes Wesen ein. Genau DAS ist die Identifikation.

Wenn Du bereit bist, Dich auf rechte Art mit dem Ärger-Gefühl auseinanderzusetzen, dann fällt die Identifikation flach. Die rechte Art der Auseinandersetzung besteht darin, den Ärger anzunehmen, ihn zu fühlen und schließlich mit ihm zu verschmelzen. Wer diese Technik übt, schafft das in kurzer Zeit. Insofern könnte die Zwei-Stunden-Regel in Zwei-Minuten-Regel umbenannt werden.

Kinder werden immer gefragt, was sie einmal werden wollen. Werden sie als Erwachsene gefragt, was sie geworden sind, dann antworten sie: „Ich bin Elektriker … Sportler … Arzt … Taxifahrer.“ Ist das wirklich wahr, sind sie wirklich zum Beruf geworden? Und bist Du wirklich das, was Du fühlst? Bist Du wirklich verärgert, wenn Du Dich ärgerst? Ist der Ärger Deine Realität? Oder ist er nur ein Objekt in Deiner Wahrnehmung? Betrachte Deinen Zustand während einer x-beliebigen Emotion und finde es heraus!

Jeder Glaube, etwas zu sein, ist eine Identifikation. In Wirklichkeit bist Du das Bewusstsein, das sich Deines Körpers und Deiner Persönlichkeit bewusst ist. Du kannst Dir sicher sein, dass Du Leiden erzeugst, wenn Du Dich mit was auch immer identifizierst. Dann reduzierst Du Dich nämlich auf etwas, das analysiert werden kann. Und dann wirst Du ewig im Gefängnis Deines Kopfes leben müssen.

3 Kommentare:

  1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  2. warum vom Autor entfernt? Jasmin Roggs Blog verfolge ich selbst gerne. Eigene Zensur?

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  3. "Autor" bezieht sich in diesem Fall auf den Verfasser des Kommentars. Mit anderen Worten hat Jasmin ihren Kommentar selbst entfernt.

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