Dienstag, 31. Januar 2012

Demenz

Spiegel-Online berichtete am 31.01.12, dass Rudi Assauer, eine der bekanntesten Persönlichkeiten der Fußballszene und frühere Manager des FC Schalke 04, an Alzheimer erkrankt ist. Bestätigt wurde die Krankheit vom Münchner Riva-Verlag, der am 6.02.2012 Assauers Biografie veröffentlichte. Die Münchner Abendzeitung zitierte vorweg folgende Stelle aus diesem Buch, das den Titel trägt: „Wie ausgewechselt, verblassende Erinnerungen an mein Leben“:

„Wenn es eine Sache in meinem Leben gibt, vor der ich immer Angst hatte, so richtig Schiss auf gut Deutsch, dann Alzheimer. Bloß nicht diese Nummer. Bloß nicht dement werden im Alter, das schwirrte mir oft im Kopf herum.“

Viele Leute sind sich über den Unterschied zwischen Alzheimer und Demenz nicht im Klaren. Dabei ist es ganz einfach: Demenz ist der Oberbegriff für Erkrankungsbilder, die mit einem Verlust der geistigen Funktionen, wie Denken, Erinnern, Orientierung und Verknüpfen von Denkinhalten einhergehen. Der Alzheimer ist eine von mehreren Erscheinungsformen der Demenz.

Lt. Wissenschaft ist die Ursache von Alzheimer nicht vollständig geklärt. Das klinische Bild zeigt, dass in bestimmten Bereichen des Gehirns die Reizübertragung zwischen Nerven gestört ist. In der Folge schrumpft das Gehirn um bis zu 20%.

Am 9.02.2012 ging es in der ZDF Talkrunde mit Maybrit Illner um das Thema Alzheimer. Während die Diskussionsteilnehmer nur Phrasen von sich gaben, machte der Mediziner, Autor und Journalist Dr. Werner Bartens Gast die Ausnahme: er stand auf dem polarisierenden Standpunkt, dass der Alzheimer zu den erfundenen Krankheiten gehört … für ihn sei es schließlich völlig normal, dass ältere Menschen vergesslich werden. Außerdem, so behauptete er, ist die Angst vor dem Alzheimer schlimmer, als die Krankheit selbst.

Dr. Bartens vertritt meiner Meinung nach einen interessanten Standpunkt … dass nämlich die Angst vor dem Alzheimer schlimmer ist, als die Krankheit selbst. Ich beobachte diesbezüglich seit einiger Zeit meine an Demenz erkrankte Schwiegermutter. Sobald die Rede auf ihre Vergesslichkeit kommt, wehrt sie sich vehement dagegen … sie will davon nichts wissen. Ihr Motiv wurde mir langsam klar … es besteht aus Angst und Scham. Angst davor, den Verstand zu verlieren und Scham, was man über sie denkt.

Meine Schwiegermutter lebt in einem kleinen Dorf, wo es immer noch so ist wie früher ... über alte vergessliche Leute wird heimlich gelacht. Man bezeichnet sie als schled (bekloppt). Dass dieses Verhalten verletzend ist, versteht sich von selbst.

Natürlich hat sie niemals gelernt, ihre Emotionen anzunehmen. Sie identifiziert sich einfach mit ihren Ängsten und wird zum Schauspieler, der sich und anderen eine Rolle vorspielt. Damit trifft Dr. Martens die Sache auf den Punkt: Der Widerstand gegen die Demenz ist schlimmer, als die Krankheit selbst.

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