Samstag, 14. Januar 2012

Meditation

Letztens hat mich eine Freundin gefragt, wie lange ich eigentlich täglich meditiere? Die Antwort war einfach: Ich meditiere schon lange nicht mehr regelmäßig, höchstens nachts, wenn ich aufwache und nicht einschlafen kann. Doch was ist Meditation eigentlich?

Schaut man bei Wikipedia nach, dann werden für das Wort „meditieren“ verschiedene etymologische Wurzeln angeführt: „nachdenken, nachsinnen, heilen.“ Des Weiteren heißt es, dass sich der Geist durch Achtsamkeit- und Konzentrationsübungen beruhigen und sammeln soll. Die angestrebten Bewusstseinszustände werden mit Begriffen wie Stille, Leere, Eins-Sein, im Hier-und-Jetzt-sein oder frei-von-Gedanken-sein beschrieben. Das ist keine schlechte Beschreibung.

Im habe knapp zwanzig Jahre lang regelmäßig meditiert. Und zwar eine Stunde täglich. In den ersten Jahren waren das die von Osho vorgeschlagenen Techniken, Kundalini, Dynamische Meditation, Nadabrahma usw. und später bin ich einfach nur noch still dagesessen. Wenn man nur still da sitzt, wird man unweigerlich von seinen Gedanken dranglasiert. Um endlich die Stille und Leere zu erfahren, von denen alle spirituellen Meister und esoterischen Bücher berichten, habe ich immer wieder versucht, meine Gedanken zu verdrängen. Doch das war ein hoffnungsloses Unterfangen, denn Gedanken lassen sich nicht kontrollieren.

Meditieren und Meditation sind zwei verschiedene Dinge. Der Unterschied besteht darin, dass das Meditieren ein Tun und Meditation der angestrebte Bewusstseinszustand ist. Verstehst Du das? Dieser angestrebte Bewusstseinszustand wird nicht durch das Meditieren erzeugt, sondern er ist immer da ... so wie der Himmel, der nicht erst dann entsteht, wenn die Wolken verschwinden.

Alle Meditationstechniken wollen den Raum jenseits des Denkens erfahren. Je nach Meditationstechnik ist dazu Konzentration oder Achtsamkeit erforderlich. Wer z.B. in das Licht einer Kerze starrt, muss sich konzentrieren. Wer einfach nur still da sitzt, muss aufmerksam sein, ohne jedoch seine Aufmerksamkeit auf irgendetwas zu richten. Denn je aufmerksamer man ist, desto weniger Energie bleibt für das Denken übrig. Da aber niemand länger als eine Minute wirklich aufmerksam ist, bekommt das Denken wieder Energie und der ganze Kampf beginnt von vorne. Die ganze Kunst des Meditierens besteht also darin, die Meditationstechnik zu finden, die einem leicht fällt.

Osho betrachtete das Meditieren als Vorbereitung für den Tag, an dem die Existenz den Sucher mit der Wahrheit konfrontiert. Ein unvorbereitetes Erwachen könnte nämlich brutal und grausam sein ... ja, es könnte sogar töten. Denn die Erkenntnis, dass reines Bewusstsein zu sein, ist für den Geist ein Schock. Nichtsdestotrotz ist es das Größte, was einem Menschen widerfahren kann ... vor allem deshalb, weil man dann nicht mehr versucht, etwas Besonderes darzustellen. Man ist dann einfach der, der man ist; nämlich ein ganz gewöhnlicher Mensch.

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