Sonntag, 22. April 2012

Oslo


Am 16. April 2012 begann vor dem Amtsgericht in Oslo der Prozess gegen Anders Behring B., der am 22. Juli 2011 insgesamt 77 Menschen getötet hatte. Als Motiv gab der 32-Jährige an, dass er die „regierenden Sozialdemokraten so hart wie möglich habe treffen wollen, da sie zum Massenimport von Moslems stark beigetragen hätten.“

Lt. Spiegel.de erklärte B. am 5. Prozesstag, dass er die Attentate nur deswegen durchstehen konnte, weil er sich emotional total abgekapselt hatte. Er machte dem Gericht klar: „Man muss gefühlsmäßig abgestumpft sein, das muss man trainieren.“ Bis 2006 sei er ein normaler Mensch gewesen. Danach habe er sich über mehrere Jahre „entmenschlicht“ und alle Emotionen abgelegt. Befragt nach seinem fehlenden Mitgefühl antwortete B. einer Guardian-Journalistin: „Ich glaube, ich würde einen Nervenzusammenbruch erleiden, wenn ich meine mentalen Schutzschilde entferne.“

Sind wir nicht alle Spezialisten darin, unsere negativen Emotionen zu verdrängen? Wir mögen zwar niemanden töten, sorgen aber dafür, dass unsere gesundheitlichen Zustände immer schlechter werden. Die stetig zunehmenden Depressionen, Nervenzusammenbrüche, Herzinfarkte und Krebserkrankungen sprechen eine klare Sprache. Erst unsere Gleichgültigkeit macht die Massentierhaltung, den Bau von Atomkraftwerken, die Abholzung der Regenwälder, die täglich 30.000 Verhungernden, die Verschuldung künftiger Generationen und die vielen Kriege möglich. Wir alle verherrlichen den Egoismus, jeder auf seine Art.

Der Mensch kann erst Mensch werden, wenn er sein Herz zum Herrn über den Verstand erhebt. Dann heilt er seine Neurose. An dieser ist er erkrankt, weil er sein Leben mit dem Kopf meistern will. Das funktioniert nicht. Du kannst Dein Leben nur fühlend meistern. Fühlen heißt, dass Du Dir Deiner Emotionen bewusst bist und sie geduldig fühlst, bis Du mit ihnen verschmilzt.

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