Die Fuldaer Zeitung veröffentlichte gestern das Ergebnis einiger Interviews mit Straßenpassanten. Die Frage hieß: „Welche Macken habt Ihr?“ Fünf junge Frauen antworteten:
Die Erste: „Ich trinke den ganzen Vormittag über Kaffee. Nach dem Aufstehen, in der Bahn und an der Arbeit. Ohne Kaffee bin ich schlecht drauf und werde nicht richtig wach.“
Die Zweite: „Seit meiner Schulzeit gönne ich mir so oft es geht ein Mittagsschläfchen. Allerdings bringt das immer meinen ganzen Tagesablauf durcheinander.“
Die Dritte: „Meine Macke heißt Facebook. Ständig gucke ich, ob mir wer geschrieben hat. Ich bin einfach viel zu neugierig und will immer auf dem neuesten Stand sein.“
Die Vierte: „Schuhe kaufen ist meine größte und liebste Macke. Wenn ich schöne Pumps oder Stiefel sehe, kann ich einfach nicht vorbeigehen und muss sie unbedingt haben."
Die Fünfte: „Ich bin viel zu perfektionistisch. Egal ob Abendplanung oder Geschenke kaufen – ich übernehme immer alles. Meine Freunde akzeptieren diese Macke zum Glück“.
Wenn man sich die ersten vier Aussagen anschaut, dann stellt man fest, dass die Macke erst beschrieben und dann kritisiert wird … lediglich die fünfte junge Frau stellte ihre Selbstkritik gleich an den Anfang. Daher stellt sich die Frage, warum wir ständig alles be- und verurteilen?
In unserer Kindheit wurde uns gelehrt, was erlaubt ist und was nicht. Da wir voller Neugier und Lebendigkeit waren, taten wir oft Dinge, die wir nicht durften. Erwischte man uns, wurden wir kritisiert … und ein kleines, kaum wahrnehmbares Schuldgefühl kroch in unsere Seelen.
Als wir erwachsen wurden und endlich das taten, was uns bislang verboten hatten, bekamen wir Schuldgefühle. Sofort übernahmen wir die Rolle unserer Eltern und kritisieren uns selbst.
Wer sich selbst kritisiert, und seien es nur harmlose Macken, der hat immer noch Angst, etwas zu tun, was nicht erlaubt ist. Das Gegenteil von Selbstkritik ist Authentizität. Wer authentisch ist, steht zu seinem Verhalten, seinen Macken und Fehlern. Wer authentisch ist, bemüht sich nicht darum, sein Verhalten zu rechtfertigen, sondern er nimmt seine Macken, Ängste und Schuldgefühle bewusst an ... was nichts anderes bedeutet, als dass er sie fühlt. Wer sie wirklich fühlt, kommt zu dem Punkt, wo er mit ihnen verschmilzt. Das ist der Moment!
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