Ich habe derzeit Gelegenheit, Schlaganfallpatienten zu beobachten. Das kommt, weil meine Schwiegermutter nach einem Schlaganfall in die Krankenstation einer Reha-Klinik eingeliefert wurde. Bei meinen häufigen Besuchen wird mir vor Augen geführt, wie zerbrechlich die Träume der Menschen sind.
Ein Patient fiel mir besonders auf. Er sieht aus wie Richard Burton und noch immer ist seine Kraft zu spüren, mit der er vielleicht ein Unternehmen gelenkt haben mag. Nun sitzt er hilflos im Rollstuhl und kann nicht einmal mehr ohne Hilfe essen. Aus seinem widerwilligen Verhalten kann ich entnehmen, dass er (noch) nicht akzeptiert hat, was ihm da widerfahren ist.
Im Allgemeinen denken wir nicht über den Sinn des Daseins nach. Wir leben unser Leben und versuchen das Beste daraus zu machen. Hin und wieder kann ein Mensch seine Ziele verwirklichen, glücklich wird er jedoch nicht. Die Frage nach dem Sinn des Ganzen kommt bei den meisten Menschen vielleicht erst auf, wenn sie durch Schicksalsschläge, Enttäuschungen oder Krankheiten in existenzielle Krisen geraten.
Philosophen und Theologien haben die Frage nach dem Sinn des Lebens unterschiedlich beantwortet. Für die Philosophie der Antike z.B. bestand der Sinn des Lebens darin, Glückseligkeit zu erlangen. Wie diese zu erreichen war, da widersprachen sich die verschiedenen Schulen.
Ich möchte an dieser Stelle den jüdischen Sozialphilosophen Günther Anders (1902-1992) zitieren, der geschrieben hatte: „Warum setzen Sie eigentlich voraus, dass ein Leben, außer da zu sein, auch noch etwas haben müsste oder auch nur haben könnte – eben das, was Sie Sinn nennen?“
Im Allgemeinen sucht der Mensch den Sinn in Lebens in Umständen, die ihm Erfolg, Wohlstand, Gesundheit, eine gute Beziehung usw. bescheren. Jedoch ist das Leben nicht statisch. Was ihn heute glücklich macht, kann morgen schon zerstört sein. Die meisten Träume bleiben unerfüllt und die Leute sterben mit ihrer Sehnsucht nach Zufriedenheit und Glück.
Osho sagte einmal: "Don´t push the river, flow with it". Damit wollte er sagen, lass alles zu ... das Glück liegt nicht in Deinen Händen. Anders als Günther Anders sehe ich einen Sinn des Lebens. Er besteht für mich darin, unter allen Lebensumständen zufrieden zu sein. Mein inneres Glück wird überhaupt nicht von irgendwelchen Lebensumständen berührt. Wenn ich arm bin, bin ich arm und wenn ich krank bin, bin ich krank. Ich liebe diesen Satz: "Es ist, wie es ist".
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