Lt. "Die Welt" hat Josef Schuster, Vorsitzender des Zentralrats der Juden, am 3. Oktober bei einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel gesagt: "Unter den Menschen, die in Deutschland Zuflucht suchen, stammen sehr viele aus Ländern, in denen Israel zum Feindbild gehört. Sie sind mit dieser Israelfeindlichkeit aufgewachsen und übertragen ihre Ressentiments häufig auf Juden generell." Schuster sagte weiter, dass es der Zentralrat der Juden in Deutschland begrüße, viele Flüchtlinge aufzunehmen, aber ohne diese pauschal zu verdächtigen, es in der jüdischen Gemeinschaft jetzt auch Sorgen gibt.
Mal abgesehen davon, dass sich in Deutschland nicht nur die jüdische Gemeinschaft, sondern auch Regierungsmitglieder und Vertreter von Industrie, Polizei, Flüchtlingseinrichtungen und Kirche Sorgen über das Flüchtlingsproblem machen, regte mich die Aussage Josef Schusters dazu an, darüber nachzudenken, warum wir überhaupt innere Feindbilder erschaffen. Denn diese bestehen nicht nur seitens der Flüchtlinge auf das Judentum, sondern auch zwischen Völkern, Religionen und ethnischen Gruppierungen aller Art. Und das Problem geht sogar tiefer, denn es spaltet die Beziehungen der Menschen untereinander und nicht genug damit, jeder Mensch lebt im Zwiespalt mit sich selbst. Warum ist das so?
Vor langer Zeit haben wir Menschen unsere Einheit mit dem Ganzen, auch Gott genannt, verloren. Das geschah, weil wir uns, aus welchen Gründen auch immer, ein Ich erdacht haben, das wir anstelle von Gott gesetzt haben. Dieses Ich aber frönt dem Egoismus, was bedeutet, dass wir zuallererst an uns selbst denken. Damit haben wir eine Kluft zwischen Ich und Du erschaffen. Oder mit anderen Worten sind wir von der erhabenen vierten Dimension in die dritte herabgefallen. In der dritten Dimension nun, die wir ganz allgemein als unsere einzig wahre Realität betrachten, unterliegt alles den dualen Gesetzen. D.h. dass hier jedes Ding sein Gegenteil hat. Daher teilen wir die Dinge z. B. in gut und schlecht, richtig und falsch, arm und reich, ein. Im Unterschied dazu ist in der vierten Dimension alles eins. Wer sich der vierten Dimension bewusst ist, akzeptiert alle Gegensätze und Widersprüche, denn ihm ist bewusst, dass sich das physische Leben fortbewegt, indem es frei zwischen den Gegensätzen hin- und herschwingt. Damit akzeptiert er auf dieser vierten Dimension die Gegensätze in sich selbst und in Anderen.
Da wir nun ein Ich erschaffen haben, das sich vom Du getrennt hat, betrachten wir den Anderen als Feind. Auf der physischen Ebene hat nun jeder seine eigene Ansicht, sein eigenes Wunschdenken und jeder bekriegt jeden, der nicht seiner Meinung ist. Religionen, Philosophen, Ideologien und Psychotherapeuten haben keine Lösungen anzubieten, weil die Kluft, die das Ich hervorgebracht hat, überhaupt nicht als Konflikt erkannt wird. Das Problem lässt sich nur lösen, wenn wir danach trachten, uns wieder der vierten Dimension bewusst zu werden.
Um das zu bewerkstelligen, kann man damit beginnen, das Leben, so wie es ist, vom Kopf her zu akzeptieren. Mit anderen Worten können wir uns bei jeder sich bietenden Gelegenheit klar machen, dass alles, was wir nicht mögen, nur deshalb so ist, weil wir es durch unsere persönliche Brille betrachten. Der zweite Schritt liegt dann darin, dass wir alle Gegensätze im Herzen vereinen. Das bedeutet, dass wir uns selbst (immer wieder) genau so akzeptieren, wie wir sind. Das betrifft unsere schlechten und guten Seiten. Dieser Prozess, den wir wirklich leidenschaftlich und bewusst ausüben müssen, bringt uns der vierten Dimension, die sich durch Glückseligkeit und Liebe auszeichnet, näher. Sich selbst und andere zu lieben, ist übrigens auch die Kernaussage der jüdischen Tora. Wer sich selbst liebt, kann zumindest das, was er im Außen nicht mag, tolerieren. Damit wird der Mensch zu dem, was er schon immer war: Eins mit allem.
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