Sonntag, 24. April 2011

Karfreitag


Als Papst Benedikt am 11.05.2009 eine Rede in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem hielt und sich jeder Stellungnahme zum Holocaust-Leugner Richard Williamson und zur Rolle der katholischen Kirche im zweiten Weltkrieg enthielt, da stieß er lt. einem Bericht der FAZ vom 12.05.2009 in Israel auf deutliche Kritik. Sein Motiv war nicht jedem klar. Papst Besuch Papst Benedikt war im Jahre 2008 zur mittelalterlichen „Karfreitagsfürbitte für die Juden“ zurückgekehrt, obwohl sich das Zweite Vatikanische Konzil vom 28.10.1965 von diesem antijüdisch definierten Wahrheitsanspruch der römisch-katholischen Kirche distanziert hatte.

Die „Karfreitagsfürbitte für die Juden“ stammt aus dem sechsten Jahrhundert und bittet Gott darum, den Schleier von den Herzen der Juden zu nehmen, ihnen die Erkenntnis Jesu Christi zu schenken und so der Verblendung ihres Volkes und Finsternis zu entreißen. Benedikt scheint nicht zu bemerken, dass diese Einstellung antisemitisch ist. Gott jedenfalls ist nicht daran interessiert, die Juden zu bekehren.

Mir würde es gefallen, wenn der Papst seine Bekehrungsabsichten endgültig abschaffen und das Judentum für den 2000-jährigen Antisemitismus um Verzeihung bitten würde. Ich fürchte jedoch, dass er zu solch einem Schritt nicht fähig ist. Er wird es jedoch nicht verhindern können, dass eine Verbrüderung in, sagen wir einmal, hundert Jahren stattfinden wird.

Ich stelle mir die große Versöhnungsfeier so vor:

Im Jahr 2100 treffen sich im festlich geschmückten Saal Jaffa des berühmten Hotels King David in Jerusalem rund 150 hochrangige Vertreter des Juden- und Christentums. Papst Pius XIII. erhebt sich und begrüßt die Anwesenden:

„Hiermit heiße ich Sie, sehr verehrte Vertreter des Juden- und Christentums, herzlich willkommen in der Welthauptstadt der Religionen. Ganz besonders herzlich begrüße ich den sehr verehrten Oberrabiner von Jerusalem, Herrn Moishe Schwarzkopf. Wir sind hier zusammengetroffen, um unsere beiden Religionsgemeinschaften miteinander auszusöhnen. Mit dieser Tat loben wir unseren Herrn Jesus Christus, der uns die Nächstenliebe befahl. Dies ist ein historischer Augenblick und ich bitte Sie alle, sich nun zu erheben.“ Als alle stehen, wendet sich der Papst an seine Schäflein und ruft: „Und nun Christen, tretet vor und reichet den Juden Euere Hände und gebt ihnen Gelegenheit, sich für die Kreuzigung an unserem Herrn zu entschuldigen."

Schlagartig spielen sich tumultartige Szenen unter den Juden ab. Sie gestikulieren und schreien wild durcheinander und man kann kein Wort verstehen. Jetzt plötzlich hört man heraus, dass sie niemanden ermordet hätten und dass sie nicht hergekommen seien, um sich diese Frechheiten anzuhören. Die Christen schauen sich bestürzt an. Da erhebt Papst Pius XIII. seine Arme und ruft: „Halt meine Freunde. Ich muss Sie dringend ersuchen, unserer Bitte nachkommen.“ Doch die Juden brüllen nur um so lauter, bis der Oberrabiner von Jerusalem die Judenschar zum Saal hinaustreibt. Im Raum Jericho 1 beruhigt er sie und erbittet sich dann Vorschläge über die weitere Vorgehensweise. Da jeder eine andere Meinung hat, geraten sich die frommen Juden bald in die Haare.

Eine Stunde später kehren sie abgekämpft in den Ballsaal zurück. Der Oberrabiner teilt dem Papst mit, dass sie die Bedingung um des Frieden Willens einstimmig annehmen. Allerdings ist er der Meinung, dass es vollkommen genügt, wenn ein Jude einem Christen die Hand reicht. Für diese Aufgabe hat er den Aushilfsrabbiner, Reb Schloime Habermann ausgesucht. Nun bricht ein Gemurmel unter den Christen aus und sie ziehen sich zur Beratung zurück. Sie erörtern alle theologischen Standpunkte und treffen schließlich die gemeinsame Entscheidung, den Vorschlag des Oberrabiners anzunehmen. Schließlich wählen sie einen Vertreter aus ihrer Mitte, der dem Juden Habermann die Hand zur Versöhnung reichen soll. Es handelt sich um den Kardinal Victor Ramarosa, Erzbischof von Madagaskar.

Als die Zeremonie beginnt, treten der Christ und der Jude hervor und stellen sich in der Mitte des Saales auf. Während sich alle Augen gespannt auf die Beiden richten, steigt der Jude dem Christen auf den Fuß und sagt laut: "Entschuldigung". Während der Kardinal einen Schmerzensschrei ausstößt, jubeln die Juden im Chor: "Mazel tov, er hat sich entschuldigt". Da schaut sich der Erzbischof empört um und flieht zu den Seinen.

Nun erhebt sich der Papst und zieht sich seinen Schäfchen zur Beratung zurück. Man kommt überein, auf den getroffenen Vereinbarungen zu bestehen. Daher kehrt man in den Festsaal zurück und teilt den gemeinsam gefassten Entschluss mit. Der Oberrabiner befiehlt daraufhin die Seinen zur Klärung der Angelegenheit in den Raum Jericho 1. Da jeder mindestens zwei verschiedene Meinungen hat, bricht wiederum eine gewaltige Schlägerei aus. Zwei Stunden später kehren sie mit blutigen Nasen und zerrissenen Gewändern in den Saal Jaffa zurück und teilen dem christlichen Oberhaupt mit, dass sie zwar einverstanden sind, jedoch einen Juden außerhalb des Landes suchen müssen, weil sich in Israel niemand finden lässt, der sich für die Greueltaten in den KZs auch noch entschuldigen soll.

Bald findet der Israelische Geheimdienst Mossad in einem belgischen Altersheim einen schwerhörigen Juden namens Maurice Grienberg. Der versteht zwar nicht, worum es hier geht, freut sich aber über das schöne Geld, das man ihm gegeben hat. Man fliegt ihn nach Israel, wo es bald zur erneuten Zusammenkunft beider Parteien kommt. Bevor es jedoch zur Ausführung der Feierlichkeiten kommt, erhebt sich der Papst und teilt den Juden mit, dass der Kardinal Victor Ramarosa, Erzbischof von Madagaskar, bedauerlicherweise das Zeitliche gesegnet hat. An seine Stelle ist nun der mürrisch dreinblickende österreichische Altbischof Dr. Adolf Gruber getreten. Dieser soll dem Juden jetzt die Hand zur Versöhnung hinstrecken.

Der Papst klopft auf den Tisch und ruft: "liebe Gläubige, wir wollen jetzt mit der Zeremonie beginnen". Da stellt sich heraus, dass der Maurice Grienberg verschwunden ist. Als ihn die israelische Polizei im Foyer eines Luxushotels in Tel Aviv findet, weigert er sich mitzukommen, weil er gerade hinter einer reichen Witwe her ist, die er im Flugzeug kennen gelernt hatte. Man steckt ihn in ein Polizeiauto und befördert ihn mit Sirenengeheul zurück nach Jerusalem. Unterwegs erinnert man ihn an die historische Aufgabe und fordert ihn eindringlich auf, sich unbedingt bei diesem Dr. Gruber zu entschuldigen.

Nach seiner Ankunft wird Grienberg unmittelbar in den großen Saal geführt, wo der Österreicher schon auf ihn wartet. Nun beginnt der Versöhnungsakt. Als der Jude den Adolf erblickt, packt ihn das kalte Grauen. Doch als ihm der Altbischof die Hände entgegenstreckt und unter dem Ärmel eine goldene Armbanduhr sichtbar wird, stockt dem Juden der Atem. Mit einer schnellen Bewegung greift er nach dem edlen Stück, um es zu prüfen. Augenblicklich fährt dem Gruber das Blut in den Kopf und er schreit: "was fällt Ihnen ein?" woraufhin der Grienberg frech fragt: “unter uns Bruder, was ist sie Ihnen Wert?“ Da erblasst der Österreicher, dreht sich um und kehrt erregt zu den Seinen zurück.

Der Papst beruft sofort alle Schafe zur Beratung. Man kommt überein, dieses Verhalten nicht zu akzeptieren. Nach einer ausgiebigen Debatte wird beschlossen, dass unter diesen Umständen ein Abbruch der Angelegenheit unbedingt erforderlich ist. Um das Ergebnis zu verkünden, kehrt man geschlossen in den Saal zurück.

In diesem Moment betreten zwei merkwürdige Gestalten den Festsaal. Einer trägt ein schmuddeliges Gewand und der Andere sieht aus wie sein gütiger Vater. Die beiden Männer treten in die Mitte des Saales und der jüngere blickt zu den Christen und ruft zornig: "seit über 2000 Jahren ärgere Ich mich nun schon herum mit Euch. Habe ich Euch nicht gesagt, dass Ihr Eueren Nächsten lieben sollt?“ Da lächelt der gütige Vater milde und löst sich in Luft auf. Der Sohn ruft ihm verzweifelt hinterher: "Vater, warum hast du mich verlassen?" Da fährt eine Stimme hernieder: "weil du schon wieder anfängst mit der alten Leier".

Und plötzlich dröhnt die Stimme: „Hört Juden, Ich bin der Gott Abrahams und Ich habe mit Euch einen Bund geschlossen. Das wichtigste Gesetz, das Ich Euch gegeben habe, ist, dass Ihr Eueren Nächsten lieben sollt. Doch immer noch spottet Ihr über diesen Hippie hier, den Ich Euch geschickt habe. Die Juden schauen sich betreten an und schweigen. Da fährt Seine Stimme fort:

„Und nun zu Euch Ihr Christen: Warum betet Ihr den König der Juden an, verachtet jedoch Sein Volk?“. Da versinken diese vor Scham in Grund und Boden. Und wieder erklingt die Stimme:

"Höret und es wird Frieden herrschen zwischen Euch". Und dann erzählt Er eine göttliche Geschichte:

„Ein Jude zog in eine ziemlich katholische Gegend. Freitags wurden die Katholiken jedoch immer sehr nervös, weil während sie ihren Fisch aßen, der Jude genüsslich im Garten saß und sich saftige Steaks grillte. Also suchten sie ihn auf und missionierten ihn zum Christentum. Als er nichts dagegen hatte, brachten sie ihn zu einem Priester.

Dieser besprenkelte ihn mit gesegnetem Wasser und sprach: "geboren als Jude ..., gelebt als Jude ........ und jetzt ........ Katholik!" Die Katholiken waren begeistert: keine verführerischen Gerüche mehr am Freitag.......

Doch am nächsten Freitag zog der Grillgeruch wie üblich durch die Nachbarschaft. Die Katholiken rannten zum Hause des Juden und erinnerten ihn an seinen neuen Glauben. Da stand er auf, nahm eine Schale Wasser, sprenkelte es über das Fleisch und sprach: "geboren als Rind ..., gelebt als Rind ........ und jetzt ein........ Fisch!"

Nach einem kurzen Moment des Schweigens brechen alle Anwesenden in schallendes Gelächter aus und Gott ruft angetan: "und nun reicht Euch die Hände". Da fallen sich alle jubelnd in die Arme und werden noch lange bezeugen, wie schön es war, als das wahrhaftige Tausendjährige Reich Gottes anbrach. Halleluja.

1 Kommentar:

  1. OMG - Monas, das ist die schoenste Geschichte, die ich seit Jahren gelesen habe!! und am Schluss habe ich laut gelacht... bitte UNBEDINGT weiter Geschichten schreiben! Dein Fan Jasmin

    AntwortenLöschen